Infektionen: Labortests können Risikopatienten identifizieren

24. April 2017 - 11:40

Die ohne Symptome erfolgende "Besiedelung" von Menschen mit Antibiotika-resistenten Bakterien erhöht deren Risiko für schwere invasive Infektionen dramatisch. Labortests könnten Gefährdete identifizieren helfen, hieß es beim Europäischen Mikrobiologenkongress (ECCMID) mit rund 12.000 Teilnehmern in Wien.

Zusätzliche Tests wären auch in Transplantationsmedizin hilfreich
Zusätzliche Tests wären auch in Transplantationsmedizin hilfreich

Weltweit erkranken jedes Jahr rund 30 Millionen Menschen an einer Sepsis (Blutvergiftung). Das sind bakterielle Infektionen, welche auf das Blut übergreifen und nicht lokal begrenzt sind. Die Therapie der akuten Erkrankung, welche zu Multiorganversagen und Tod führen kann, ist an sich schon schwierig. Noch schwieriger wird es beim Vorliegen von Antibiotika-resistenten Bakterien als Ursache.

Offenbar lässt sich Risiko bestimmen

Joakim Isendahl vom Karolinska Institut in Schweden und seine Co-Autoren haben durch den Vergleich der Daten von 22.000 Patienten in Schweden aus den Jahren 2007 bis 2012 und Registerinformationen von 44.000 Personen einer Vergleichsgruppe versucht, das Risiko für solche akuten Erkrankungen zu bestimmen. Dazu wurden die Informationen aus Stuhl- und Harntests auf Bakterien (zum Beispiel E. Coli-Keime aus dem Darm) herangezogen, welche durch die Bildung von Antibiotika-abbauende Enzyme gegen Penicillin, Cephalosporine etc. resistent geworden sind.

Dabei zeigte sich, dass Personen, welche im Darm solche resistenten Bakterien aufwiesen, binnen sechs Jahren ein um 57-Fache höheres Risiko für eine Sepsis aufwiesen als Angehörige der Vergleichsgruppe ohne einen solchen Keimbefund. Wurden resistente Bakterien im Harn entdeckt, zeigte sich sogar eine um das 113-Fache erhöhte Sepsisgefährdung.

Einsatz auch vor Transplantationen

Auch auf einem anderen medizinischen Fachgebiet - in der Transplantationsmedizin - könnten zusätzliche Tests auf Krankheitserreger helfen. So soll möglicherweise ein Harntest auf bestimmte Proteine in Zukunft zeigen, ob bei Nierentransplantierten das Spenderorgan durch eine Abstoßungsreaktion oder durch eine im Zuge der notwendigen Immunsuppression manchmal auftretenden Reaktivierung einer BK-Virus-Infektion gefährdet wird. BK-Viren gehören zu den sogenannten Polyomaviren. Eine Ansteckung erfolgt zumeist im Kindesalter und für den Menschen ungefährlich. Allerdings kann es nach Organtransplantationen zu einem Wiederaufflammen der Infektion kommen.

"Wir sind dabei, aus rund 2.000 im Harn von Patienten isolierten Proteinen die für einen solchen Test aussagekräftigen herauszufiltern", sagte Ibai Los-Arcos vom der Vall d'Hebron-Universitätsklinik in Barcelona. Bei eine verstärkten Abwehrreaktion muss die immunsupprimierende Therapie höher dosiert werden, bei einer BK-Virus-Problematik wäre genau das Gegenteil verlangt.

(APA/red, Foto: APA/APA (Fohringer))

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