Sportwissenschaft im Fußball - Idee zu neuer, integrierter Ausbildung

28. März 2017 - 10:35

Sportwissenschaft und Fußball könnten in der Ausbildung in Österreich näher zusammenrücken. ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner schwebt ein Hochschul-Lehrgang vor, in dem Spezialisten ausgebildet werden. Die Idee befindet sich derzeit noch in der Konzeptionsphase, erste Gespräche mit maßgeblichen Personen sind aber bereits geführt.

Ruttensteiner: Module sollen an verschiedenen Sandorten absolviert werden können
Ruttensteiner: Module sollen an verschiedenen Sandorten absolviert werden können

Österreich verfüge im Bereich der Sportwissenschaften über hervorragende Universitäten, erläuterte Ruttensteiner der APA - Austria Presse Agentur. "Wir bilden tolle Leute aus, aber diese Leute sind, wenn sie abgehen, nicht für Fußball speziell ausgebildet. Ich merke immer wieder, dass wir Abgänger haben, die Jahre brauchen, bis sie sich im Fußball wirklich zurechtfinden."

Als Vorbild nannte der Oberösterreicher Portugal. Im Land des Europameisters gibt es eine schwerpunktmäßige sportwissenschaftliche Ausbildung für Fußball. Auch in Österreich würde es laut Ruttensteiner nicht so vieler Veränderungen bedürfen, um einen "Conditioning Coach" oder Sportwissenschafter dafür auszubilden. "Wir hätten dann Leute, die sich in der Welt des Fußballs perfekt auskennen. Die würden wir brauchen in unseren Akademien und Clubs."

Höhere Jobchancen

Damit wären auch die Jobchancen für Abgänger in diesem Bereich ungleich höher als mit einer allgemeinen Ausbildung. Einige internationale Fußball-Verbände bieten bereits Fitnesscoach-Lehrgänge an. Ruttensteiner hält die sportwissenschaftliche Ausbildung in Österreich aber für fundierter. "Wenn wir unsere Inhalte dort hineinbringen könnten, wäre das für mich sensationell. Dann hätten wir wahrscheinlich die besten Konditionstrainer."

Die Idee wäre, auch internationale und nationale Fachleute aus dem Fußball unterrichten zu lassen - etwa Roger Spry, der als "Conditioning Coach" beim Nationalteam mit seinen innovativen Methoden immer wieder neue Reize setzt. Der 66-jährige Brite ist seit 40 Jahren im Profifußball tätig, seit 2006 beim ÖFB. "Der müsste an der Universität diese Leute unterrichten", meinte Ruttensteiner.

Dazu sollte der Lehrplan auch Praktika im In- und Ausland vorsehen - etwa als Konditionstrainer oder durch Hospitieren bei einem Spitzenclub. "Man könnte international weggehen und wieder Know-how mit zurückbringen", erklärte Ruttensteiner, der auch den Profifußball in den Unterricht holen möchte. "Das gibt es so noch nicht."

Weiter Weg bis zur Umsetzung

Bis zur Umsetzung der Ideen ist es noch ein weiter Weg. Ruttensteiner hat laut eigenen Angaben bisher u.a. "sehr gute Gespräche" mit der Universität Wien, dem auch beim "Projekt 12" (Individual-Fördermodell des ÖFB) involvierten Sportwissenschafter und Vizerektor der Uni Salzburg, Erich Müller, und der Bundessportakademie (BSPA) geführt. Letztere bietet auch in anderen Sportarten nicht-universitäre Trainerausbildungen an.

"Ich habe es auch mit dem Sportminister einmal diskutiert, mehr ist bisher aber noch nicht passiert", sagte Ruttensteiner über ein Gespräch mit Hans Peter Doskozil (SPÖ). Als nächste Schritte könnten das Wissenschaftsministerium von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sowie möglicherweise auch das Bildungsministerium von Sonja Hammerschmid (SPÖ) involviert werden.

Die Standorte sollten laut Ruttensteiner kein Problem sein. Er kann sich auch eine Aufteilung vorstellen. Gewisse Module könnten an den Unis in Innsbruck, Graz, Wien oder Salzburg absolviert werden, für die fußballspezifischen Module würde der Lehrgang zusammengezogen. "Man könnte da über die Grenzen hinaus denken und etwas völlig Neues, Innovatives in Europa konzipieren. Es ist ein futuristisches Projekt. Es würde das Know-how in dem Bereich aber wahnsinnig heben."

(APA/red, Foto: APA)

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