Fettleber und Insulinresistenz: Forscher entwickelten Enzym-Hemmstoff

22. März 2017 - 15:00

Forscher aus Graz haben einen Wirkstoff entwickelt, der künftig bei der Behandlung von Fettleibigkeit und damit verbundener Stoffwechselstörungen eine Rolle spielen könnte. Sie haben den Hemmstoff für das Fettabbau-Enzym ATGL erfolgreich an fetten Mäusen getestet und dabei sowohl die Entstehung von Insulinresistenz als auch der Fettleber verhindern können, teilte die Uni Graz kürzlich mit.

Temporäre Hemmung von ATGL wirkt gegen Fettleibigkeit
Temporäre Hemmung von ATGL wirkt gegen Fettleibigkeit

Frei zirkulierende Fettsäuren im Blut dienen im Körper als Energielieferanten. Zu hohe Konzentrationen zirkulierender Fettsäuren gelten jedoch als einer der Hauptgründe, die bei Adipositas zu stoffwechselbedingten Erkrankungen führen. Hauptverantwortliches Enzym für ihre Entstehung ist die Adipose Triglyceride Lipase (ATGL), wie die Grazer Wissenschafter bereits 2004 entdeckt haben. Durch die Aktivität dieses Enzyms werden die Lipide aus dem gespeicherten Fett des Fettgewebes freigesetzt, wie Martina Schweiger vom Institut für Molekulare Biowissenschaften erklärte. "Bei Übergewicht verhindern die übermäßig freigesetzten Fettsäuren die Aufnahme von Glucose in den Muskeln und dem Fettgewebe", führte die Forscherin aus. Dadurch entstehe die gefürchtete Insulinresistenz - eine Vorstufe zum Typ-2-Diabetes. Überdies kann es zu Einlagerung der Fettsäuren in der Leber kommen, was wiederum zur sogenannten nicht-alkoholischen Fettleber führen kann.

ATGL-Inhibitor entwickelt

Die Grazer Forscher gingen daher davon aus, dass die Hemmung von ATGL die Ausschüttung von Fettsäuren und Triglyzeride ins Blut hemmen und den Abbau von Glukose fördern sollte - was demnach auch vor Insulinresistenz und folgendem Diabetes Typ 2 sowie den Organverfettungen schützen würde. In mehrjähriger Forschungsarbeit hat das Team rund um Schweiger, Rudolf Zechner und Robert Zimmermann von der Uni Graz und Rolf Breinbauer (TU Graz) einen ersten ATGL-Inhibitor entwickelt. In ihrer jüngsten, im Forschungsmagazin "Nature Communications" präsentierten Studie, haben sie die Wirkung dieses Hemmstoffes mit Namen Atglistatin anhand von Versuchen im Tiermodell charakterisiert.

"Durch das Ausschalten von ATGL konnten wir die Insulinresistenz und die Entstehung der nicht-alkoholischen Fettleber vollständig verhindern", legte die Erstautorin der Publikation dar. Zudem sei es trotz fettreicher Nahrung zu einer Gewichtsreduktion gekommen. Die gewonnenen Daten würden die pharmakologische Hemmung von ATGL als "potenziell starke therapeutische Strategie zur Behandlung von Fettleibigkeit und verbundener Stoffwechselstörungen" bestätigen, schrieben die Autoren.

Eine wichtige Erkenntnis sei auch, dass ATGL nicht völlig unterbunden werden darf: Dies führe zwar zu einer Verbesserung der Adipositas und der Insulinresistenz, es komme aber auch zu einer Verfettung des Herzens, die ebenso tödlich enden kann. Eine temporäre Hemmung habe allerdings keine schädlichen Nebenwirkungen gebracht.

Service: Schweiger, Romauch, Schreiber et al: "Pharmacological Inhibition of Adipose Triglyceride Lipase Corrects High-Fat Diet-induced Insulin Resistance and Hepatosteatosis in Mice". DOI: 10.1038/NCOMMS14859

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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