Wieselburg statt Berkeley: Energieforscher analysiert Mikrostromnetze

21. März 2017 - 10:50

Den Weg von den USA zurück nach Österreich nahm kürzlich der Energieforscher Michael Stadler (42). Der vormals an der University of California in Berkeley tätige Wissenschafter setzt sich nun im Forschungszentrum "Bioenergy 2020+" in Wieselburg (NÖ) mit der Zukunft des Energiesystems auseinander. Ein wichtiger Baustein dafür dürften Mikro-Netze werden, zeigte sich Stadler überzeugt.

Stadler nahm 2016 einen Early Career Award im Weißen Haus entgegen
Stadler nahm 2016 einen Early Career Award im Weißen Haus entgegen

Nach zwölf Jahren in Kalifornien zurück nach Österreich habe ihn einerseits seine familiäre Verankerung und andererseits die wissenschaftliche Herausforderung geführt, so der aus dem Waldviertel stammende Forscher. Er wurde im vergangenen Jahr von Ex-US-Präsident Barack Obama mit der höchsten Auszeichnung für Nachwuchswissenschafter der US-Regierung (Early Career Award) geehrt.

In Stadlers Forschungsbereich - kleineren, vom übergeordneten Stromnetz abkoppelbaren Mikro-Netzen - "ist speziell Kalifornien Europa um einiges voraus. Das Thema wird aber jetzt in Österreich interessant und das ist auch einer der Gründe, warum es jetzt mit dem Zurückkommen funktionieren könnte", sagte der Wissenschafter im Gespräch mit der APA. Er wird nun im Rahmen des in der Steiermark, dem Burgenland und Niederösterreich angesiedelten, im Rahmen des Programms COMET geförderten K1-Kompetenzzentrums "Bioenergy 2020+" den Bereich "Intelligente Netze und Mikro-Netze" aufbauen.

Zunehmende Schwankungen in der Energieproduktion

Da bereits jetzt Energiesysteme mit zunehmenden Schwankungen in Energieproduktion und -verbrauch konfrontiert sind, die vor allem durch den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energiequellen entstehen, werden solche vom überregionalen Netz unabhängige Klein-Netze immer wichtiger. Neben der verbesserten Integration von erneuerbaren Energien, bieten sie auch Möglichkeiten, um etwaige Störungen oder gar Blackouts des zunehmend komplexen "smarten" Gesamtnetzes abzufangen und einen Ausfall regional zu kompensieren. Mikro-Netze versprechen zudem mehr Energieeffizienz, da etwa Abwärme einfacher verwendet werden kann.

Auch im kleinen Maßstab sei das Thema "relativ komplex", sagte Stadler. Im Kern gehe es viel um die Kommunikation verschiedener IT-Systeme, nicht zuletzt aber auch um energiepolitisch-rechtliche Fragen. Etwa wenn ein kleines Netz eines Uni- oder Industriecampus Überschüsse erzielt und diese an das überregionale Netz verkauft. Die nötigen Technologien für diese Systeme gebe es großteils, an den Rahmenbedingungen hapere es jedoch noch dies- und jenseits des Atlantiks.

Den vom US-Energieministerium betriebenen Berkeley Labs, wo er als Gruppenleiter im Bereich Energietechnologie tätig war, bleibt Stadler jedoch als Wissenschafter und Berater verbunden - auch wenn im Zuge der Amtsübernahme durch Donald Trump der Forschungssektor dort schwereren Zeiten entgegensehen könnte. Die Ankündigungen des US-Präsidenten, die Förderung im Bereich Energieforschung drastisch zurückzufahren, hätten sich allerdings bisher noch nicht bewahrheitet. Er hoffe auf Trumps Erkenntnis, "dass er mit solchen Aktionen letztendlich den Standort USA verschlechtert", sagte Stadler.

Service: www.bioenergy2020.eu/

(APA/red, Foto: APA/Michael Stadler (privat))

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