Neues Steirer-Naturstofflabor: "Holler" und Sanddorn unterm Mikroskop

8. März 2017 - 13:40

Ein neues Naturstofflabor ist kürzlich im oststeirischen Wenigzell eröffnet worden. In der Einrichtung, die Platz für rund zehn akademische Arbeitsplätze schaffen könnte, sollen Wirk- und Wertstoffe regionaler Pflanzen wie der Holunderbeere oder des Sanddorns erforscht werden. Man will sekundäre Pflanzenwirkstoffe extrahieren und für die Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie aufbereiten.

Sanddorn kommt ursprünglich aus Nepal
Sanddorn kommt ursprünglich aus Nepal

Im oststeirischen Joglland sprießen Österreichs größte Sanddorngärten. Die gelb-orangen Früchte gelten wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehalts als "Superfood" und werden schon bisher zu Tee und anderen Produkten etwa zur Behandlung von chronischen Hauterkrankungen verarbeitet. Neben dem Sanddorn gilt auch der Holunder als eine besonders in der Steiermark weitverbreitete Nutzpflanze. Die Grüne Mark hat das weltweit größte Anbaugebiet für Holunder und exportiert dessen Farbstoff etwa nach Italien zur Herstellung von Lippenstift oder liefert Farbe für die Produktion von Gummi-Süßigkeiten. Keine andere bekannte Frucht hat einen höheren Gehalt an roten Farbstoffen, den Anthocyanen.

Mit dem neuen Labor unter der Leitung von Günther Holzer sollen unter anderem Sanddorn, "Holler", Heidelbeeren und regionale Kräuter von Experten in Kooperation mit der Technischen Universität Graz erforscht werden, um hochwertige Öle und Fettsäuren zu gewinnen. Zudem will man die sekundären Pflanzenwirkstoffe für die Industrie entwickeln. Den Standort für das Labor sei bewusst "fernab von Industrie und Hauptverkehrsrouten in einer unbelasteten Natur" gewählt worden, um der Region einen Wirtschaftsimpuls zu geben und Abwanderung etwas besser zu verhindern. Forscher sollen mit spezialisierten lokalen Unternehmern und Landwirten kooperieren und eine neue regionale Wertschöpfungskette schaffen.

"Forschung in lokaler Struktur wichtig"

"Dieses Vorzeigeprojekt in der Gemeinde Wenigzell unterstreicht, wie wichtig innovative Ansätze für den ländlichen Raum sind. Es verbindet High-Tech-Verfahrenstechnik mit der klein strukturierten Landwirtschaft und eröffnet neue wirtschaftliche Chancen", ließ Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) ausrichten, der zur Eröffnung verhindert war. Das Labor und die Wissenschaft sichere "in der ländlichen Region neue, hochwertige Arbeitsplätze", unterstrich Ex-Science Buster Werner Gruber. Wie wichtig Forschung sei, demonstrierte der Physiker mit einem Experiment, das schon vor 450 Jahren gemacht wurde. Dennoch waren sich die Gäste der Veranstaltung uneinig über den Ausgang des Experiments, weshalb "Forschung auch in lokaler Struktur wichtig" sei. Außerdem bot er einen Anstoß für die Sanddorn-Gärtner: "Ihr müsst Sanddorn-Schnaps oder -Likör zusätzlich zum Tee anbieten."

Seit 2013 werden in Wenigzell Sanddorn-Sträucher auf einer Seehöhe von etwa 860 Metern von der Familie Kroisleitner ausgepflanzt. Derzeit bewachsen die rund 5.000 Stauden eine Fläche von etwa 2,5 Hektar. Seinen Ursprung hat der Sanddorn in Nepal, doch die Sträucher sind mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet. Für die Qualität der steirischen Früchte sollen vor allem die geologische Beschaffenheit des sandigen Bodens, die vielen Sonnenstunden und die Kälte in den Nächten sorgen. Das Labor wurde in der ehemaligen Volksschule um knapp 300.000 Euro eingerichtet. Finanziert hat das Holzer mit Geldern aus seinem Ingenieurbüro für Verfahrenstechnik. Nach drei Jahren will man schwarze Zahlen schreiben, sagte er auf APA-Nachfrage. Gesucht werden nun weitere Kunden, die Forschungsaufträge erteilen.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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