"Precision Farming": Schweizer Bauern nutzen Drohnen gegen Schädlinge

22. Februar 2017 - 11:30

Unbemannte Flugobjekte haben auch in der Landwirtschaft großes Potenzial. Immer mehr Schweizer Bauern setzen im Kampf gegen den Maiszünsler auf die Hilfe von Drohnen. Auf der Fachmesse Tier & Technik in St. Gallen werden nun innovative Methoden der Drohnennutzung vorgestellt.

Drohneneinsatz eignet sich vor allem für ertragreiche Flächen
Drohneneinsatz eignet sich vor allem für ertragreiche Flächen

Drohnen werden längst nicht mehr nur im Krieg eingesetzt: Die kleinen unbemannten Fluggeräte erobern auch immer mehr zivile Bereiche. Die Fachmesse Tier & Technik in St. Gallen zeigt vom 23. bis 26. Februar eine Sonderschau zum Thema "Drohnen in der Landwirtschaft".

Jedes Jahr sterben in der Schweiz über 3.000 Rehkitze durch Mähmaschinen. Nun gibt es Rettung aus der Luft: Eine Drohne mit Wärmebildkamera kann die Kitze sicher und schnell aufspüren. Diese Methode haben Forscher der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) zusammen mit Partnern entwickelt.

Vor fünf Jahren wurden erste Feldversuche vorgenommen: Auf den 100 Feldern, die abgeflogen wurden, entdeckten die Forscher 21 Kitze, zehn Rehe und einen Junghasen. Nur zwölf Felder mit Kitzen wurden im Anschluss an die Flüge tatsächlich gemäht – auf allen waren die Tiere zuvor aus der Luft geortet worden.

Schlupfwespen gegen Maiszünsler

Die bäuerliche Genossenschaft Fenaco hat zusammen mit der HAFL weitere Anwendungsgebiete von Drohnen getestet. Der Maiszünsler - ein berüchtigter Schädling auf Maisfeldern - wird von Schweizer Landwirten schon seit fast 40 Jahren auf biologische Weise bekämpft. Die Schlupfwespen-Weibchen parasitieren die Schädlingseier und töten sie ab. Nach rund zwei Wochen schlüpft daraus eine neue Generation von Nützlingen. Die Kugeln mit den Trichogramma-Schlupfwespen sind aus Maisstärke und biologisch abbaubar.

"Früher mussten die Landwirte durch die Maisfelder gehen und die Schlupfwespen-Eier von Hand auf die Pflanzen verteilen", sagt Regina Burger, Leiterin des Bereichs Nützlinge bei UFA-Samen. UFA-Samen ist ein Unternehmen der Fenaco und nimmt eine führende Stelle im Saatgutgeschäft ein. Mit dem Einsatz von Multikoptern ergeben sich neue Möglichkeiten.

Heute können Multikopter-Piloten, nachdem die Landwirte die GPS-Daten ihrer Parzellen angemeldet haben, die Daten in die Drohnen programmieren. Dann holen sie Aufstiegsbewilligungen ein und legen ihre Routen fest. Im Juni werfen die kleinen Drohnen die Kugeln mit den Schlupfwesten punktgenau über den Feldern ab. Rund 100 Hektar wurden 2012 in der Schweiz auf diese Weise biologisch behandelt, seit 2013 können auch Bauern in Deutschland die Arbeit an Schweizer Drohnen abgeben.

"Inzwischen verteilen wir bereits auf 1.000 Hektar in der Schweiz und auf rund 8.000 Hektar in Deutschland die Nützlinge gegen den Maiszünsler mit Drohnen", sagt Burger. Die Drohne hat einen Vorratsbehälter für Trichogramma-Kugeln für fünf Hektaren und befliegt diese Fläche in 15 bis 20 Minuten.

Gezielter Einsatz möglich

Regina Burger hofft, dass bald auch andere Schädlinge mit Multikoptern bekämpft werden können. Die Anwendung eigne sich vor allem für ertragsreiche Flächen. Anstatt auf ein ganzes Feld Pflanzenschutzmittel auszubringen, könnten bestimmte Bereiche eines Feldes spezifisch behandelt werden. Auf diese Weise könnten wertvolle Ressourcen wie Wasser, Zeit und Geld eingespart und Erträge erhöht werden.

Auf Weingütern bringen Drohnen versuchsweise Fungizide aus. "Hier sind den Drohnen aber Grenzen gesetzt", sagt Burger. Die Oktokopter können nur bis zehn Liter des Wirkstoffs tragen und das Mittel gelange nicht zu allen Blättern der Reben. Die Belastung der Böden durch das Gewicht der Traktoren falle dafür aber weg.

Derartige innovative Technologien werden unter dem Begriff "Precision Farming" zusammengefasst. Dabei gehe es längst nicht mehr nur um die Erstellung von Bildern, schreiben die Verantwortlichen der 17. internationalen Fachmesse Tier & Technik. Mit Sprühgeräten und Abwurfeinrichtungen könnten Feldarbeiten automatisiert werden.

Sensoren ermöglichten die Aufnahme diverser Messwerte. In naher Zukunft soll abgeleitet werden können, ob und mit welchen Nährstoffen gedüngt wird und welches Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen soll.

(APA/red, Foto: APA/APA (dpa))

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