Zukunft der Bahn: Fahrerlos, digital vernetzt und urban

16. Februar 2017 - 15:30

Zuversicht zur Zukunft der Bahn als Massentransportmittel, das schon mehrere industrielle Revolutionen überlebt hat, herrscht bei den Teilnehmern des 4. Internationalen Eisenbahn-Gipfels (IRS), der am 16. und 17. Februar am Sitz des Internationalen Eisenbahnverbands UIC in Paris stattfindet. "Die Bahn ist Rückgrat eines effektiven Transportsystems", sagte UIC-Generaldirektor Jean-Pierre Loubinoux.

Experten sehen Zukunft in fahrerlosen Systemen
Experten sehen Zukunft in fahrerlosen Systemen

Loubinoux rechnet in den nächsten Jahrzehnten mit einem starkem Wachstum des Bahnsektors: Nach den Prognosen der OECD werde sich der Güterverkehr auf der Schiene bis zum Jahr 2050 verdreifachen, der Personenverkehr auf der Schiene mehr als verdoppeln. Der Anteil der Menschen, die in Städten leben, werde von 45 Prozent auf 60 Prozent ansteigen, der Zug als Massenverkehrsmittel werde gerade in den urbanen Zentren an Bedeutung gewinnen, zeigte sich Loubinoux überzeugt.

Schienen über Grenzen

Von den erwarteten Infrastruktur-Investitionen bis 2050 würden 40 Prozent im Bahnsektor stattfinden. Dabei müssten alle Beteiligten gemeinsam anpacken: Für ein funktionierendes Bahnsystem sei besonders die Zusammenarbeit zwischen den Staaten wichtig, nicht eine Konkurrenzsituation, so der UIC-Chef. Rund 200 Bahnunternehmen sind Mitglieder der UIC, darunter in Österreich die ÖBB und die Westbahn.

Der Generaldirektor der französischen Staatsbahn SNCF, Guillaume Pepy, verwies auf die gerade stattfindende digitale gesellschaftliche Revolution mit völlig neuen Regeln. Die Transportgesellschaft Uber besitze selber kein einziges Transportmittel, das soziale Medium Facebook produziere selber keine Inhalte. Der durchschnittliche Käufer eines Neuwagens in Frankreich sei 57 Jahre alt, für viele junge Leute sei die Idee sich ein eigenes Auto zu kaufen "verrückt", stattdessen setzen sie auf die "Sharing Economy" und leihen bzw. teilen sich ein Fahrzeug.

Engere Taktung durch fahrerlose Technologien

Die Mobilitätszukunft sieht Pepy in fahrerlosen Fahrzeugen, sowohl Autos als auch Bahnen. Dadurch könnten die Strecken besser ausgelastet werden, wenn Operatoren in sehr kurzen Abständen von nur 180 Sekunden hintereinander neue fahrerlose Züge auf die Strecke schicken könnten. In einem Pilotprojekt "NAVLY" in Lyon bietet die SNCF den Passagieren fahrerlose elektrische Autos für den Transport auf der letzten Meile an. In der Information für die Passagiere spiele das Smartphone eine immer zentralere Rolle, Bahnhöfe werden immer mehr zu urbanen Zentren. Auch der "Hyperloop", ein projektiertes Hochgeschwindigkeitssystem zur Beförderung von Menschen in Kapseln, wird laut Pepy zur Zukunft der Beförderung gehören.

Doppelbauer: "Bahn ist nicht sexy"

Auf die Problematik unterschiedlicher Regulierungen in Europa im Bahnsektor verwies Josef Doppelbauer, Direktor der EU-Agentur für Eisenbahnen. Die Zersplitterung hemme die Kooperation und das Tempo der Entwicklung. Der Oberösterreicher sieht auch die Schwierigkeit, junge innovative Leute für eine Karriere im Bahnwesen zu finden: "Bahn ist nicht sexy."

Ein konkretes Bahnprojekt im Nahen Osten schilderte Ramiz al Assar vom Golfkooperationsrat. Die neue GCC-Bahn auf 2.177 km Länge soll Kuwait mit Abu Dhabi und Maskat, der Hauptstadt des Oman, verbinden. Die geplante Strecke liegt an der Küste des Persischen Golf und des Golf von Oman. Neben schwierigen Umweltbedingungen in der Wüste gebe es auch Kooperationsprobleme, trotzdem zeigte al Assar sich zuversichtlich über das Gelingen des Projekts. Die neue Bahnstrecke soll letztlich mit anderen Bahnen im Nahen Osten und schließlich auch mit Europa verbunden werden.

(APA/red, Foto: APA/APA (Pfarrhofer))

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