Der Zufall - Ein Hirngespinst als Freund

9. Januar 2017 - 10:30

Bücher über den Zufall gibt es viele. Darunter finden sich Ratgeber, was denn alles kein Zufall sei (Erfolg, Reichtum, usw.), aber auch seriöse Auseinandersetzungen mit dem Phänomen. Auch der Wiener Physiker und Wissenschaftsvermittler Florian Aigner hat sich nun dem Zufall gewidmet - sein Erstlingswerk "Der Zufall, das Universum und du" zählt eindeutig zu letzterer Kategorie.

Erstlingswerk des Wiener Physikers Florian Aigner
Erstlingswerk des Wiener Physikers Florian Aigner

Ähnlich wie das Phänomen der Zeit eignet sich der Zufall hervorragend als populärwissenschaftliches Thema. Alle sind betroffen, keiner weiß so recht, was es wirklich ist, viele haben sich im Laufe der Zeit damit beschäftigt. Und man kann trefflich quer durch die Wissenschaft und ihre Geschichte flanieren, um kurzweilig über das Thema zu schreiben.

Rollt das Thema von hinten auf

Und das tut auch Aigner, der das Thema quasi von hinten aufarbeitet: Beginnend mit dem mechanistischen Weltbild, wo der Zufall keinen Platz hat, über die Chaostheorie, die zeigt, dass die Berechenbarkeit der Welt ihre Grenzen hat, bis zur Quantenphysik, die das Verständnis von Zufall und Vorhersagbarkeit ordentlich durcheinandergewirbelt hat. Der 37-jährige Autor, der an der Technischen Universität (TU) Wien für Forschungs-PR zuständig ist, beleuchtet auch die bedeutende Rolle des Zufalls in der Evolution und nutzt als Mitglied der Skeptikervereinigung "Gesellschaft für Kritisches Denken" gleich die Möglichkeit, Kreationisten und Anhänger des "Intelligent Design" in ihre Schranken zu weisen.

Obligatorisch in einem Buch über Zufall ist natürlich ein Kapitel über das Glücksspiel, noch dazu, wenn der Untertitel des Werks "Die Wissenschaft vom Glück" lautet. Gegen Ende wird das Buch dann doch noch "ratgeberisch", wenn Aigner argumentiert, dass nicht immer die Leistungsfähigsten, Klügsten und Fleißigsten zwangsläufig die Erfolgreichsten sein müssen, sondern "der Zufall immer ein gewichtiges Wort mitzureden hat". Deshalb müsse man sich "immer bemühen, mit Geschick, Intelligenz und Fleiß das beste aus unseren Möglichkeiten herauszuholen. Doch wenn der Zufall nicht auf unserer Seite ist, dann werden wir nicht gewinnen", heißt es etwa.

Nur eine Kategorie in unserem Kopf

Zum Ende erklärt Aigner den Zufall zu "unserem Freund". Schließlich würden wird ihm unser Dasein verdanken. Doch schuldig sind wir ihm deshalb gar nichts - denn auch er verdankt uns sein Dasein: "Zufälligkeit ist keine Eigenschaft des Universums, sondern eine Kategorie in unserem Kopf." Der Zufall - nichts anderes als ein Hirngespinst also.

Nützt er jetzt, der Zufall, oder schadet er eher? Die Antwort findet sich bereits auf dem Cover - in Form eines Spruchs aus einem Glückskeks: "The laws auf nature will bring you luck. Maybe." (Die Naturgesetze werden dir Glück bringen. Vielleicht.).

Service: "Der Zufall, das Universum und du - Die Wissenschaft vom Glück" von Florian Aigner, Brandstätter Verlag, 22,90 Euro, 192 S. ISBN 978-3-7106-0074-6

(APA/red, Foto: APA/APA (Brandstätter))

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