Studie der Uni Innsbruck untersucht monetäre Strafandrohung und moralisches Verhalten

29. November 2016 - 19:16

Monetäre Strafandrohung bzw. Bestrafung ist ein sehr wirkungsvolles Mittel, um Menschen dazu zu bringen, sich an ethischen Normen zu orientieren und moralisch zu handeln. Zu diesem Schluss kommt eine von der Universität Innsbruck durchgeführte Studie. Aufklärung wirke hingegen gar nicht, hieß es in einer Aussendung.

Der Studie liegt ein Experiment mit über 700 Studierenden zugrunde, bei dem untersucht wurde, mit welchen Maßnahmen moralisches Verhalten gefördert werden könne. Die Versuchspersonen erhielten einen Geldbetrag und konnten entscheiden, ob sie das Geld der UNICEF für Masernimpfstoffe spenden oder es selbst behalten.

Vier Ökonomen untersuchten dabei drei mögliche Szenarien zur Unterstützung des moralischen Verhaltens: Aufklärung durch einen Arzt, die Aufhebung der Anonymität sowie eine monetäre Bestrafung von unmoralischem Verhalten. Im ersten Fall klärte ein Experte der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" die Studienteilnehmer zu Beginn zehn Minuten lang über die drastischen Folgen von Masernepidemien und die Wirkung von Impfaktionen auf. "Erstaunlicherweise zeigt diese Maßnahme keine Wirkung", resümierte Ökonom Michael Kirchler: "Die Teilnehmer spendeten die gleichen Beträge, ob sie zuvor aufgeklärt wurden oder nicht."

Androhung von Sanktionen zeigte Wirkung

Sehr wohl Wirkung zeigte hingegen die potenzielle monetäre Bestrafung von geringer Spendenbereitschaft und somit von unmoralischem Verhalten. In diesem Szenario nahmen weitere Personen an dem Experiment teil. Diese konnten die anderen Teilnehmer finanziell bestrafen, wenn sie unmoralisch handelten, mussten dafür aber auch einen Anteil ihres Startguthabens abgeben. "Wir spielten alle Szenarien mit jeder Gruppe zehn Mal durch", erklärte Kirchler. "So konnten die Teilnehmer ihr Verhalten auch der Situation anpassen. Und es habe sich gezeigt, dass durch die Möglichkeit der finanziellen Bestrafung die Spendenbereitschaft deutlich anstieg.

Unterschiedlich hätten die Versuchspersonen reagiert, wenn sie nicht mehr anonym agieren konnten: "Wenn Personen allein entscheiden müssen, zeigt diese Maßnahmen durchaus Wirkung", so Kirchler. Im Marktumfeld hingegen mache die Aufhebung der Anonymität keinen Unterschied. Man führe dies darauf zurück, dass die Verantwortung für die Entscheidung hier auf beide Handelspartner aufgeteilt sei.

Die Wissenschafter schlossen aus den Ergebnissen, dass extrinsische Anreize stärker wirken als intrinsische. "Wir haben in dieser Studie den Einfluss von zwei sehr unterschiedlichen institutionellen Szenarien auf das moralische Verhalten des Menschen untersucht: individuelle und marktgetriebene Entscheidungen", erläuterte Wissenschafter Kirchler. Die Ergebnisse könnten helfen, Regeln für die Einhaltung von ethischen Normen und Standards sowohl in der Gesellschaft als auch in Unternehmen zu optimieren.

Die Studie wurde vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF und aus dem Jubiläumsfonds der österreichischen Nationalbank finanziell unterstützt. Sie wurde vor kurzem in der Fachzeitschrift "Management Science" veröffentlicht.

(APA/red)

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