Pädagogische Hochschulen: Regierung will Ausbildungsstätten in Autonomie entlassen

7. November 2016 - 7:55

Nicht nur die Schulen, auch die für Lehreraus- und -weiterbildung zuständigen Pädagogischen Hochschulen (PH) sollen künftig mehr Freiheiten haben: Die Regierung will die bisherigen Dienststellen des Bildungsministeriums in die Autonomie entlassen. Das soll für die PH weniger Bürokratie und in Folge mehr Qualität in Lehre und Forschung bringen, hieß es aus dem Bildungsressort gegenüber der APA.

Konkret sehen die Pläne von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) vor, dass die PH ähnlich den Universitäten auf eine dreijährige Ziel- und Leistungsplanperiode mit dazugehörigem Globalbudget umgestellt werden. Durch ein neues Organisationsrecht sollen die PH vollrechtsfähig und damit weitgehend autonom werden, auch das Studienrecht soll an jenes der Unis angeglichen werden. Was das im Detail bedeutet, ist laut Ressort noch offen.

Diese Änderung soll auch dazu führen, dass die PH den Unis künftig "auf Augenhöhe" begegnen können, wenn sie etwa im Rahmen der neuen Lehrerausbildung kooperieren. Derzeit hat das Ministerium weitreichenden Einfluss auf Personal-, Studien- und organisatorische Entscheidungen der PH; selbst Details wie jeder einzelne Urlaubsantrag laufen derzeit über das Bildungsressort.

Entwicklung von neuen pädagogischen Ansätzen geplant

Um österreichweit weiterhin eine vergleichbare Lehrerausbildung sicherstellen zu können, soll es Instrumente zur Qualitätssicherung geben. "Aber wir werden nicht mehr lückenlos jeden Schritt kontrollieren, sondern schauen, dass das Ergebnis stimmt", heißt es aus Hammerschmids Büro. Die PH sollen außerdem mehr Freiheit bekommen, in der Forschung in enger Zusammenarbeit mit den Schulen neue pädagogische Ansätze zu entwickeln. Bisher wurde bis hinunter zum Studienplan alles vom Bildungsministerium kontrolliert.

Die Pädagogischen Hochschulen wurden 2005 gegründet und sind aus den damals 51 Pädagogischen Akademien (Pädaks) und Instituten (PI) hervorgegangen. An den PH wurden früher alle Pflichtschullehrer (v.a. Volks- und Neue Mittelschule/NMS) ausgebildet, die Bundeslehrer (AHS, BMHS) an den Unis. Seit Herbst gibt es eine einheitliche Ausbildung für Lehrer der Sekundarstufe (NMS, AHS, BMHS), die PH müssen hierfür aber mit einer Uni kooperieren. Außerdem sind die PH für die Fort- und Weiterbildung der Pädagogen zuständig.

Die auch vom Qualitätssicherungsrat für die Lehrerausbildung empfohlene Umstellung auf ein neues Organisationsrecht soll in Etappen kommen, für 2017/18 soll in einem ersten Schritt ein Hochschulentwicklungsplan erarbeitet werden. Mit dem Koalitionspartner ÖVP ist die geplante PH-Reform laut Hammerschmids Büro akkordiert. Auch dass die PH weiterhin dem Bildungsministerium und nicht (wie Unis und Fachhochschulen) dem Wissenschaftsressort unterstehen sollen, sei mit der ÖVP abgemacht.

Hintergrund der Reform ist unter anderem die geplante neue Rolle der PH mit dem Ausbau der Schulautonomie: Die PH sollen viel stärker als bisher Erkenntnisse aus der Forschung in die schulische Praxis bringen und leichter als bisher mit anderen Bildungseinrichtungen - von Kindergarten und Schule bis zur Uni - zusammenarbeiten können. Dazu kommt, dass aus Sicht der Ex-Unirektorin Hammerschmid die PH durch das bisherige Übermaß an Bürokratie in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt werden.

(APA/red, Bild APA)

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