Personalisierte Lernkonzepte mit Potenzial für Begabtenförderung

24. Oktober 2016 - 16:19

Lehrer sind mit immer heterogeneren Klassen konfrontiert: Sie müssen auf sehr begabte Schüler im Unterricht ebenso reagieren wie auf schwache Kinder. Personalisierte Lernkonzepte können eine gute Antwort auf diese Heterogenität sein, erklärte die Erziehungswissenschaftlerin Christine Pauli von der Universität Freiburg im Gespräch mit der APA.

Pauli war eine der Referentinnen beim Kongress des Österreichischen Zentrums für Begabtenförderung und Begabungsforschung (ÖZBF), der sich in Salzburg mit dem Thema "Chancen bieten und ergreifen" befasste. Pauli hat mit anderen Wissenschaftern an einer Studie zu "Personalisierten Lernkonzepten in heterogenen Lerngruppen" gearbeitet. Untersucht wurden 65 Schulen in der deutschsprachigen Schweiz, die mit diesen Methoden arbeiten. Personalisierte Konzepte hätten viel Potenzial, wenn es um die gezielte Förderung von begabten, aber auch leistungsschwachen Schülern gehe. Voraussetzung sei allerdings, dass die Qualität der Lernprozesse hoch sei, meinte die Pädagogin.

Personalisierte Lernkonzepte seien mehr als jahrgangsübergreifender Unterricht, Freiarbeit oder Differenzierung innerhalb einer Klasse, erläuterte Pauli. Personalisiertes Lernen als didaktisches Konzept gehe davon aus, dass die Schüler selbst wissen können, wie sie am besten lernen. Sie gestalten ihren Lernplan und ihre Lernumgebung stark mit. Die klassische Stundeneinteilung des Unterrichts ist ebenso aufgelöst wie die Klasseneinteilung. "Es arbeiten altersübergreifend jene Schüler in Gruppen, die in ihrer Kompetenzentwicklung am gleichen Punkt stehen", sagte Pauli. Es gibt unterschiedliche Lernlandschaften in der Schule und Arbeitsplätze für die Schüler in Lernbüros.

Lehrer zufriedener

In ihrer Untersuchung hat sich gezeigt, dass die Berufszufriedenheit der Lehrer an den Schulen mit personalisierten Konzepten gestiegen ist. Sie hätten eine neue Rolle als Lerncoach oder Lernberater, die Zusammenarbeit mit dem Kollegium sei in solchen Konzepten wesentlich stärker, weil auch die Lernaufgaben gemeinsam erstellt werden. Das wirke sich positiv auf die Zufriedenheit aus.

Auch bei den Schülern haben die personalisierten Konzepte für eine hohe Unterrichtszufriedenheit gesorgt – und das über alle Leistungsgruppen hinweg, berichtete Pauli. Was die Leistungen selbst betrifft, kann die Wissenschafterin noch nichts Abschließendes sagen. Sie geht aber davon aus, dass die Leistungen der Schüler nicht schlechter sind als bei anderen Unterrichtsmethoden. "Die Vorteile werden nicht mit Nachteilen erkauft", sagte Pauli.

Für sie ist für den Erfolg der personalisierten Konzepte vor allem die Qualität der Lernaufgaben entscheidend. Diese müssten die Schüler fordern und spannend gestaltet sein. Wichtig sei neben dem fachlichen Input, eine Lernunterstützung für Schüler, damit sie die in diesen Konzepten geforderte Selbstverantwortung auch übernehmen können. Selbstständiges Lernen müsse man auch lernen und es bedürfe einer Leistungskultur, ist Pauli überzeugt. Wenn all diese Parameter stimmen, seien diese Konzepte gut geeignet, um Schüler mit unterschiedlichen Leistungsniveaus optimal zu fördern.

(APA/red, Bild APA)

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