Med-Uni Wien: Ringvorlesung beschäftigt sich mit Gewalt an Frauen

21. September 2016 - 15:40

Jede fünfte Frau in Österreich erlebt körperliche und/oder sexuelle Gewalt. Unter dem Titel "Eine von fünf" beschäftigt sich daher eine Ringvorlesung der Medizinischen Universität Wien mit dem Thema Gewaltschutz. "Häusliche Gewalt ist eines der weltweit größten Gesundheitsrisiken für Frauen und Kinder", sagte Gerichtsmedizinern Andrea Berzlanovich bei einer Pressekonferenz.

In Österreich würden jährlich bis zu 300.000 Frauen von ihrem Partner oder Expartner misshandelt, sagte Berzlanovich, die die interdisziplinäre Lehrveranstaltung, zu der nicht nur Studierende, sondern Interessierte aller Bereiche eingeladen sind, leitet. Die Ringvorlesung wird in Kooperation mit dem Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser und der Volksanwaltschaft veranstaltet. "Die Lehrveranstaltung widmet sich Fragen, die aus dem Erfahrungshorizont der Volksanwaltschaft und ihrer Kommission kommen", sagte Volksanwältin Gertrude Brinek. "Es geht um die Erörterung von Gewalterfahrungen und darum, wie man mit gefährdeten Frauen umgeht."

Unter den Titeln "Besonders gefährdete Frauen", "Ältere und Pflegebedürftige", "Menschenhandel und Flucht", "In den eigenen vier Wänden", "Strafvollzug und justizieller Frauenschutz" sowie "Medizinische Versorgung" wird der Schutz von Frauen vor Gewalt näher beleuchtet. Die Auftaktveranstaltung der Ringvorlesung findet am 24. November in den Räumlichkeiten der Volksanwaltschaft statt.

Vorlesung als Präventionsmaßnahme

"Für uns hat diese Ringvorlesung deshalb eine sehr große Bedeutung, weil sie eine Präventionsmaßnahme ist", sagte Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. Nur jede fünfte Frau wisse, wohin sie sich wenden kann, wenn sie von Gewalt betroffen ist. "Das ist ein Alarmsignal, dass wir hier viel mehr ansetzen und Präventionsmaßnahmen setzen müssen." Sie wünsche sich, dass ähnliche Vorlesungsreihen österreichweit angeboten werden.

Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, schwiegen häufig aus Scham und die behandelnden Ärzte fragten oft zu wenig nach, meinte Berzlanovich. Sowohl im Gesundheitsbereich als auch bei der Polizei müsse noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden. Berzlanovich bewarb auch den Dokumentationsbogen, mit dem Verletzungen von Gewaltopfern dokumentiert werden können. Der Bogen wurde 2013 in Zusammenarbeit mit Innenministerium und Ärztekammer entwickelt und heuer von allen Spitälern im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) übernommen. Dennoch käme er nur selten zur Anwendung, bedauerte Berzlanovich. Dabei würde er nicht nur in Gerichtsverfahren von Vorteil sein, sondern auch zu einer besseren Datenlage beitragen.

(APA/red, Bild APA)

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