Soziale Faktoren beeinflussen unsere Gesundheit

20. September 2016 - 12:25

Bildungsstand, Erwerbsstatus und auch die Art der beruflichen Tätigkeit haben einen prägenden Einfluss auf das Gesundheitsverhalten. So stehen ein geringer Bildungsstand und Arbeitslosigkeit häufig mit gesundheitlichen Risikofaktoren wie Rauchen und starkes Übergewicht oder einer schlechteren Einschätzung der eigenen Gesundheit in Zusammenhang, ergab eine Studie.

Das Gesundheitsministerium hatte die Statistik Austria beauftragt, Daten, die im Rahmen der Österreichischen Gesundheitsbefragung 2014 erhoben worden waren, zu analysieren. Anhand der vorliegenden Zahlen ist zu sehen, in welchem Ausmaß sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen und Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind. Besonders betroffen sind Personen mit lang andauernden Belastungen und Nachteilen wie einem geringen Einkommen, Langzeitarbeitslose, Personen mit niedriger Schulbildung oder mit einer Migrationsbiografie. "Gesundheitliche Chancengerechtigkeit darf in Österreich kein Schlagwort bleiben", erklärte Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ).

Deutliche Bildungseffekte erkennbar

Unabhängig von der Altersstruktur zeigten sich hinsichtlich des Rauchverhaltens bei beiden Geschlechtern deutliche Bildungseffekte. Männer mit Abschluss der Pflichtschule rauchten mit 38 Prozent mehr als doppelt so häufig als Männer mit Matura oder Hochschulabschluss, hier waren es 17 Prozent. Bei den Frauen waren diese Unterschiede noch deutlicher, 38 Prozent Raucherinnen mit Pflichtschulabschluss versus lediglich zwölf Prozent unter den Maturantinnen oder Frauen mit Studium. Arbeitslosigkeit erhöhte die Häufigkeit des täglichen Rauchens nochmals stark. Während knapp die Hälfte der Frauen ohne Job (46 Prozent) rauchten, waren es bei den erwerbstätigen lediglich 29 Prozent. Deutlich mehr als die Hälfte der arbeitslosen Männer (58 Prozent) rauchten, unter jenen mit Arbeit waren es 30 Prozent.

Ein ähnliches Bild zeigte sich beim Auftreten von starkem Übergewicht: Personen mit geringerer Schulbildung hatten häufiger starkes Übergewicht als jene mit höherer Schulbildung (Frauen: 19 zu sieben Prozent, Männer: 24 zu elf Prozent). Auch die Arbeitslosigkeit beeinflusste das Auftreten von Adipositas deutlich, bei Frauen ausgeprägter als bei Männern. Lediglich zehn Prozent der erwerbstätigen Frauen, jedoch 23 Prozent der arbeitslosen Frauen hatten starkes Übergewicht (Männer: 14 zu 21 Prozent).

Erstmalig wurden in der Gesundheitsbefragung 2014 auch Informationen über den allgemeinen Gesundheitszustand von Kindern unter 18 Jahren eingeholt. Befragt wurde ein Elternteil über die im selben Haushalt lebenden Kinder zur allgemeinen Gesundheitswahrnehmung, zu gesundheitlichen Beschwerden, zum Bedarf an langfristiger Gesundheitsversorgung und zu Impfungen. Insgesamt schätzten die Eltern den Gesundheitszustand ihrer Kinder als überwiegend sehr gut oder gut ein (97 Prozent der Mädchen, 96 Prozent der Buben). Die Befragung zeigt auch: Das kostenlose Impfangebot wird gut angenommen. So gaben 91 Prozent der Eltern, unabhängig vom Sozialstatus, an, das Impfangebot für ihre Kinder in Anspruch genommen zu haben.

Menschen mit geringem Einkommen fühlen sich weniger gesund

Personen in einkommensschwächeren Haushalten beurteilten ihren Gesundheitszustand schlechter als Personen in höheren Einkommensklassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen und Männer in der höchsten Einkommensstufe ihren Gesundheitszustand als sehr gut oder gut einstufen, war 3,2 mal bzw. 3,1 mal höher als für Frauen und Männer der niedrigsten Einkommensstufe. Dementsprechend leiden einkommensschwache Personen häufiger an chronischen Krankheiten. Bei Männern der niedrigsten Einkommensstufe treten chronische Kopfschmerzen, Depressionen sowie chronische Nacken- und Kreuzschmerzen im Vergleich zur höchsten Einkommensstufe vermehrt auf. Bei Frauen ist der Einkommenseffekt bei Depressionen, Harninkontinenz, chronischem Kopfschmerz und Bluthochdruck am stärksten.

Generell ist die Einschätzung der eigenen Gesundheit stark von Alter und Geschlecht abhängig: Ältere Personen schätzen ihren Gesundheitszustand häufiger negativ ein als Jüngere, Frauen schlechter als Männer. Die Unterschiede in der Einschätzung der eigenen Gesundheit setzten sich auch in der Lebenserwartung und insbesondere der gesunden Lebenserwartung fort. Frauen und Männer mit höherer Schulbildung leben nicht nur länger als jene mit Pflichtschulabschluss, sondern sie können auch mehr Lebensjahre in guter Gesundheit verbringen. Die Bildungsunterschiede in der Lebenserwartung sind bei Männern stärker ausgeprägt als bei Frauen. Frauen mit Hochschulabschluss leben um 2,7 Jahre länger als Pflichtschulabsolventinnen, bei den Männern beträgt diese Differenz 5,7 Jahre. Noch größer sind die bildungsspezifischen Unterschiede bei der gesunden Lebenserwartung: Hochgebildete Frauen und Männer verbringen um 13,4 Jahre mehr in guter Gesundheit als Pflichtschulabsolventinnen und Pflichtschulabsolventen.

Weiterführend:
Der Bericht "Soziodemografische und sozioökonomische Determinanten von Gesundheit" ist online auf www.bmgf.at sowie auf www.statistik.at abrufbar.

(APA/Red, Bild APA)

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