Neuer IHS-Chef: "Die Stimmung ist schlechter als die Lage"

1. Juli 2016 - 13:46

Die wirtschaftliche Lage in Österreich ist aus Sicht des künftigen neuen Leiters des Instituts für Höhere Studien (IHS), Martin Kocher, besser als die Stimmung im Land - auch wenn es der 42-jährige Ökonom bei seiner Vorstellung umgekehrt ausdrückt. Eigentlich wollte er vor seinem Amtsantritt am 1. September noch gar keine Statements in Richtung Politik abgeben, tut es aber dann doch.

Er werde sich in den wirtschaftspolitischen Diskurs proaktiv einbringen, "immer auf Basis von wissenschaftlicher Evidenz", kündigte der gebürtige Salzburger, der an der Uni München forscht und lehrt, vor Medienvertretern an. Spezialisiert ist er auf Verhaltensökonomie, die sich mit den psychologischen Grundlagen des ökonomischen Verhaltens befasst.

Die Verhaltensökonomie sei ein relativ junges Fach, doch habe etwa auch die Weltbank dazu schon eine Abteilung eingerichtet. Dieses Fach könne dazu beitragen, wie Entscheidungen zu verbessern seien, etwa wenn Bürger mit Behörden kommunizieren. Viel Grundlagenforschung hat Kocher auch zur Frage betrieben, wie Menschen Unsicherheit oder Sicherheit wahrnehmen.

Wahrgenommene und tatsächliche Veränderungen

In der Wahrnehmung der Menschen werde die gegenwärtige Zeit vielleicht auch dann als unsicherer wahrgenommen, selbst wenn sie tatsächlich gar nicht unsicherer geworden sei. Ja, Österreich habe in internationalen Rankings in den letzten ein, zwei Jahren verloren, "aber weniger als in der Öffentlichkeit wahrgenommen", so der Volkswirtschafter.

So sei etwa bei der Steuerreform der Effekt letztlich größer gewesen als selbst von Experten erwartet, doch in der Bevölkerung werde das oft nicht so empfunden, gab Kocher zu verstehen: Eventuell verkaufe die Regierung ihre Erfolge nicht genug.

Dass die Stimmung in Österreich im Schnitt schlechter sei als die Lage, sei "ein Kernproblem" - ein weiteres die privaten Investitionen, "die wieder zu verstärken sind", meinte der Universitätsprofessor. "Das ist das Wichtigste, was die Regierung in den nächsten Jahren tun sollte."

(APA/red)

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