Studie untersucht, was Schweine glücklich macht

20. Juni 2016 - 11:32

In der linken Box eine Kette zum Spielen, in der rechten ein Feld mit dunkler Erde zum Wühlen. Wofür entscheidet sich das Ferkel? Was ist ihm so wichtig, dass es dafür bereit ist, einen Schalter zu betätigen? Und hat so ein Angebot im Stall Auswirkungen auf das tierische Wohlbefinden?

Bei der Erforschung von Fragen des Tierwohls stehe man noch am Anfang, sagt Professor Volker Stefanski, Verhaltensphysiologe an der Uni Hohenheim. Schweine besser zu verstehen, ist das Ziel vieler Studien auf dem Versuchshof der Hochschule im schwäbischen Eningen.

Beurteilung aus menschlicher Sicht hat Mängel

Mehr Platz? Vielleicht besseres Futter? Auslauf? Tageslicht? Viele Freunde? Spielzeug? Womöglich Musik? Viele Verbraucher wollen Schinken, Milch oder Eier am liebsten von glücklichen Tieren. Was ein Schwein braucht, um sich wohl zu fühlen, wird dabei in der Regel aus sehr menschlicher Sicht betrachtet. "Glücklich sein und nicht glücklich sein, das sind Emotionen. Und die lassen sich beim Tier nicht beurteilen", sagt Stefanski. Feststellen lasse sich, ob es Dinge gibt, die ein Tier besonders gerne mag. "Vieles spricht dafür, dass das solche Umweltbedingungen sind, die für das Tier auch Wohlergehen bedeuten."

Den Ferkeln in den Boxen ist die Wühlerde wichtiger als die Metallkette oder ein Kanister als Spielzeug, wie Studentin Linda Wiesner berichtet. "Das ist eine erste Tendenz aus unseren Untersuchungen", erzählt die 25-Jährige. Der Drang zur Erde - und auch der Einsatz der Ferkel dafür - sei größer als zur Kette.

Zwei Ferkel sind in den Versuchsboxen. Eins orange, eins lila gekennzeichnet. Ihr Verhalten wird per Video dokumentiert. "Wir untersuchen nicht nur, ob die Tiere eine bestimmte Ressource nutzen, sondern auch, ob sie bereit sind, dafür etwas zu investieren", erklärt Stefanski. Getestet werde zudem, ob die Tiere besonderem Stress ausgesetzt sind, wenn ihnen eine Beschäftigung oder ein Spielzeug weggenommen wird.

Mehr Platz nicht unbedingt wichtig

Besonderen Druck habe ein Schwein, wenn seine Gruppe unstrukturiert wird, neue Tiere oder gar neue Rivalen hinzukommen, erklärt Stefanski. Die oft vorgetragene Forderung nach mehr Platz hingegen ist demnach vielleicht einer allzu menschlichen Perspektive geschuldet: "Es ist vielleicht nicht unbedingt die Größe des Raumes, die da entscheidend ist". Beschäftigung, Aufgaben wie zu öffnende Türen, die Möglichkeit, in Erde zu wühlen - einem Schwein könnte das womöglich wichtiger sein als fünf Quadratmeter mehr.

(APA/Red, Bild APA)

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