Sexuelle Nötigung: Mozarteum-Rektor Mauser verurteilt

17. Mai 2016 - 13:08

Der Rektor des Mozarteum Salzburg, Siegfried Mauser, ist am 13. Mai vom Amtsgericht München wegen sexueller Nötigung einer Professorin zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt worden. Der 61-Jährige soll eine Geldauflage von 25.000 Euro zahlen.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Professor zwei Frauen 2009 und 2012 in Räumen der Hochschule massiv bedrängt hatte. Die Verteidigung vermutete eine Intrige hinter den Vorwürfen und plädierte auf Freispruch.

In der Verhandlung gab es für Mauser einen Schuld- und einen Freispruch. Neben der Verurteilung wurde er im zweiten Fall freigesprochen, weil in diesem die Frau damals gegen das Küssen und Grapschen nichts unternommen habe.

"Sie sind ein Grapscher"

"Mit Verlaub, Herr Professor, Sie sind ein Grapscher", leitete der Vorsitzende Richter Matthias Braumandl die Urteilsbegründung ein. Der Schuldspruch stützte sich nach umfangreicher Beweisaufnahme besonders auf die Aussagen der beiden Nebenklägerinnen. Deren Schilderungen seien glaubwürdig. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren gefordert.

Die beiden Frauen hatten sich unmittelbar nach den Übergriffen Dritten anvertraut. Ihnen schilderten sie das Verhalten des Chefs genauso wie vor Gericht. Beide entschlossen sich erst nach dem Ausscheiden des 61-Jährigen aus dem Präsidentenamt zur Strafanzeige. Sie fühlten sich durch sein Vorgehen traumatisiert, gaben sie an.

Für ihn stehe seine ganze Existenz auf dem Spiel, sagte der Professor zum Abschluss der Beweisaufnahme. Er sei "in jeder Hinsicht ein gewaltfreier Mensch". Der verheiratete Vater von zwei Kindern ist seit 2014 Rektor des Salzburger Mozarteums.

"Machtkompetenz ausgenützt"

Schon Staatsanwalt Markus Michl hatte in seinem Plädoyer von "geringer Gewaltanwendung" gesprochen. Der Angeklagte sei "kein Gewalttäter und Vergewaltiger", sagte auch der Vorsitzende Richter. Er habe aber "seine Machtkompetenz ausgenützt". Die Verteidiger Alexander Stevens und Stephan Lucas, bekannt durch Auftritte in Gerichtsshows des Privatfernsehens, wollen das Urteil anfechten.

Der Universitätsrat des Mozarteums hielt sich auf APA-Anfrage vorerst bedeckt. Man werde "so rasch als möglich zusammentreten, um sich zu beraten". Mauser ist derzeit auf eigenen Wunsch beurlaubt, die Geschäfte der Salzburger Kunstuniversität werden von der Vizerektorin für Ressourcen, Brigitte Hütter, geführt.

Laut Universitätsgesetz kann der Unirat den Rektor unter anderem im Fall einer (rechtskräftigen) strafrechtlichen Verurteilung abberufen. Dazu ist entweder eine Zweidrittelmehrheit im Rat oder (auf Antrag des Uni-Senats) eine einfache Mehrheit in Senat und Uni-Rat erforderlich.

(APA/red)

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