TU Wien: Informatik hofft auf mehr Frauen und weniger Studienabbrecher

1. April 2016 - 11:25

Mehr Frauen und weniger Studienabbrecher erhofft sich die Technische Universität (TU) Wien von den heuer erstmals eingesetzten Aufnahmetests in Informatik. Trotz der neuen Beschränkung auf knapp 600 Anfängerplätze rührt die TU die Werbetrommel für ein Informatikstudium. "Wir wollen die Richtigen haben", begründet Dekan Hannes Werthner. Die Anmeldung für das Aufnahmeverfahren startet am 1. April.


Zugangsregelung soll auch zu weniger Abbrechern führen

Die Unis konnten eigentlich schon seit 2013 die Plätze im Fach Informatik beschränken. Bisher hat die TU das aber mit dem Argument abgelehnt, dass die vorgegebene Mindestzahl an Studienplätzen die Kapazitäten der TU weit übersteigen würden. Bei den letzten Leistungsvereinbarungsverhandlungen im Herbst sei das Wissenschaftsministerium der TU dann aber entgegengekommen, schildert der Vizerektor für Studium und Lehre, Kurt Matyas, im APA-Gespräch: Weil es Unis ohne Zugangsbeschränkungen in Informatik gibt, wurde die Zahl der Studienplätze, die die TU Wien anbieten muss, von 980 auf 581 pro Studienjahr reduziert. Das entspreche "schon eher" den Kapazitäten der Uni. Außerdem habe die Uni Wien Aufnahmeverfahren in der Informatik angekündigt, was ohne gleichgelagerte Reaktion zu einem Verdrängungseffekt Richtung TU geführt hätte.

Mittelfristig soll Zahl der Studenten sinken

Werthner hofft darauf, dass durch das Aufnahmeverfahren mittelfristig die Zahl der Informatik-Studenten von derzeit rund 6.000 auf 4.000 sinken wird. Dabei sei es prinzipiell absurd, in einem von der Wirtschaft derart gefragten Studium wie Informatik die Plätze zu beschränken. "Aber wir haben nicht unendlich viele Ressourcen, daher muss man den Zugang irgendwo regeln", betont Matyas. Der Vizerektor hofft jedoch, dass es trotz weniger Studienanfängern - derzeit sind es 700 bis 900 pro Studienjahr - gleich viele prüfungsaktive Studenten geben wird. Derzeit macht rund jeder fünfte Informatikstudent keine einzige Prüfung. Von den Prüfungsaktiven würden wiederum fast 50 Prozent das Studium nicht beenden, wobei es sich bei den meisten um sogenannte "Jobouts" handelt, die schon vor dem Abschluss in guten Jobs landen.

Mit einer Informationsoffensive über die breiten Einsatzmöglichkeiten von Informatik etwa auf Youtube und an den Schulen wirbt die Uni um Studieninteressenten, vor allem auch um mehr Frauen. Geplant ist auch eine Plattform für offen zugänglichen Online-Kurse (MOOCs), die die Schulen im Unterricht nutzen können sollen.

Mehr in Richtung "Modellieren und Abstrahieren"

"Wir wollen dabei von der anwendungsorientierten Informatik weg und zeigen, dass das etwas mit Logik, Verstehen, Modellieren und Abstrahieren zu tun hat. Wir glauben, dass dadurch Informatik mittelfristig attraktiver wird, gerade für Frauen", erläuterte Informatik-Studiendekanin Hilda Tellioglu. Derzeit sind nur knapp 20 Prozent der Studierenden in Informatik weiblich.

Die Aufnahmeverfahren werden an der TU Wien wie auch an der Uni Wien so gestaltet, dass weder Frauen noch bestimmte Schultypen benachteiligt werden - etwa bei der Formulierung der Fragen. Bestimmte Inhalte wie räumliches Verstehen, die Frauen laut Studien benachteiligen würden, seien ausgeschlossen worden, betont Tellioglu. Die TU Wien hätte darüber hinaus auch in Erwägung gezogen, Frauen durch eigene Studienplatzkontingente zu fördern. Das ist allerdings laut Matyas gesetzlich erst dann möglich, wenn das bisherige Verfahren nachweislich dazu geführt hat, dass signifikant weniger Frauen aufgenommen werden.

(APA/red, Bild APA)

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