Medizinische Universität Graz koordiniert Forschung für und mit Hausärzten

11. Februar 2016 - 18:45

Demografische Alterung macht die medizinische Grundversorgung mit hoch qualifizierten Hausärzten immer wichtiger. Das Institut für Allgemeinmedizin der Med-Uni Graz schlägt eine Brücke zwischen medizinischer Forschung und hausärztlicher Versorgung. Der Fokus liegt auf der Aus- und Weiterbildung, Versorgungsforschung und Forschung für und mit Hausärzten, sagte Leiterin Andrea Siebenhofer-Kroitzsch.

Als erste öffentliche Medizinische Universität Österreichs hat Graz der Allgemeinmedizin ein eigenständiges Institut eingeräumt. Oberstes Ziel: "Das Fach Allgemeinmedizin stärken und die in der Praxis tätigen Kollegen bestmöglich unterstützen", wie die vor einem Jahr berufene Institutsleiterin im Gespräch mit der APA schilderte.

Siebenhofer-Kroitzsch ist nach fünf Jahren als stellvertretende Direktorin am größten deutschen Institut für Allgemeinmedizin, dem Frankfurter Institut, nach Österreich zurückgekehrt. Nun will sie von Graz aus für Aufwind für das Fach - das für einen Großteil des medizinischen Nachwuchs unattraktiv geworden ist - sorgen. "Die medizinische Grundversorgung in Österreich braucht die Allgemeinmediziner, ein Nachwuchsmangel in der hausärztlichen Versorgung in manchen Regionen ist jedoch absehbar", betonte Siebenhofer-Kroitzsch.

Versorgungsforschung im Mittelpunkt

Neben der Lehre und Weiterbildung werde in Graz die sogenannte Versorgungsforschung eine wichtige Rolle spielen. "Wir wollen mit und für Hausärzte forschen", erklärte Siebenhofer-Kroitzsch. An der Med-Uni Graz will sie mit ihren mittlerweile zwölf Mitarbeitern ein "interdisziplinäres Forschungsnetzwerk" aufbauen: In ihm sollen die unter den Nägeln brennenden Fragen aus dem Praxisalltag - unter aktiver Beteiligung der praktisch tätigen Allgemeinmediziner - wissenschaftlich gelöst werden. "Das geht vom optimierten Blutgerinnungsmanagement über Fragen der Diabetesversorgung, von onkologischen Patienten oder der Wirkung von Präventionsprogrammen bis hin zu komplementärmedizinischen Fragestellungen", erläuterte die Grazer Professorin.

Auf eine erste Umfrage unter den rund 1.000 Hausärzten seien rund 140 Forschungsfragen genannt worden, 106 Mediziner - das sind rund zehn Prozent - hätten spontan die Bereitschaft gezeigt, an Forschungsprojekten aktiv teilzunehmen. "Sie haben Lust am Wissensgewinn, wollen die Versorgungsqualität für Patienten verbessern, ihr Netzwerk ausbauen und sich fachlich austauschen können", so die Grazer Expertin. Zeitmangel und bürokratischer Aufwand würden jedoch auch viele von der Forschung in der eigenen Praxis aufhalten, räumte Siebenhofer-Kroitzsch ein.

Bereits Forschungsaufträge erteilt

Ein weiterer Schwerpunkt liege in der evidenzbasierten Versorgungsforschung: So will man neue Strukturen in der Erstversorgung gemeinsam mit u.a. dem Land Steiermark und den Krankenkassen mitentwickeln bzw. wissenschaftlich begleiten. "Dafür müssen messbare Indikatoren für den Nachweis einer erfolgreichen Primärversorgung definiert werden", erläuterte die Institutsleiterin. Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger als auch der Gesundheitsfonds Steiermark hätten bereits Forschungsaufträge erteilt.

Nicht zuletzt will das Institut einem sich abzeichnenden künftigen Hausärztemangel begegnen: "Wir wollen Begeisterung für das spannende Fach schon zu Studienbeginn wecken. Hier haben wir ein einwöchiges Pflichtmodul Allgemeinmedizin im ersten Abschnitt eingeführt". Ebenso sollen sie in diesen Praxen "in das Fach eintauchen". Seit dem Jahr 2007 hat die Med-Uni eine Pflichtfamulatur in einer Allgemeinmedizinischen Praxis von vier Wochen im sechsten Studienjahr: Derzeit seien 115 Lehrpraxen in der Steiermark akkreditiert. Die Lehrpraxen sind nicht nur in den großen und größeren Städten angesiedelt, sondern auch in sehr ländlichen Gebieten. Auch auf diese Weise soll den angehenden Ärzten die potenzielle Tätigkeit als Landarzt schmackhaft gemacht werden.

(APA/red, Bild APA)

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