Raben haben Vorstellung über Gedanken der Artgenossen

3. Februar 2016 - 8:43

Raben können sich offenbar vorstellen, was andere Raben wahrnehmen, und im Geiste vorwegnehmen, welche Schlüsse sich aufgrund dessen ziehen lassen. Wiener und US-Forscher haben einen Versuchsaufbau entwickelt, mit dem sie erstmals stichhaltige Hinweise sammelten, dass die schlauen Tiere zu einer sogenannten "Theory of Mind" fähig sind und berichten darüber im Fachblatt "Nature Communications".


Neuerlicher Beweis für hoch entwickelte Fähigkeiten

Unter der "Theory of Mind" versteht man salopp gesagt die Fähigkeit, sich in die Perspektive und Gedankenwelt eines anderen hineinzuversetzen. So müssen etwa kleine Kinder erst lernen, dass andere Menschen nur dann über ein Ereignis Bescheid wissen können, wenn sie dabei waren oder ihnen darüber berichtet wurde. Man muss also eine Vorstellung darüber aufbauen, was ein anderer weiß bzw. welche Schlüsse er auf Basis dessen ziehen könnte. Ob auch Tiere dazu fähig sind, wird von Wissenschaftern aktuell diskutiert.

"Theory of Mind"-Anwärter

Vor allem Primaten und Rabenvögel gelten aufgrund ihrer teilweise beeindruckenden kognitiven Fähigkeiten als heiße "Theory of Mind"-Anwärter. Bisher mangelte es aber an Methoden, um das zu überprüfen, da sich die Tiere bei den meisten Versuchsaufbauten an der Kopf- oder Augenbewegung von Artgenossen orientieren konnten, wie es in einer Aussendung der Universität Wien hieß.

Dieses Problem konnten der Kognitionsbiologe Thomas Bugnyar vom Department für Kognitionsbiologie der Uni Wien und der Philosoph Cameron Buckner von der University of Houston (USA) umgehen: In einem ersten Schritt wiesen sie nach, dass Raben ihr Futter nur dann gut versteckten, wenn dominante Artgenossen im Nachbarraum sichtbar und gleichzeitig hörbar waren. In einem zweiten Schritt wurde den Raben ein Guckloch gezeigt, das ihnen erlaubte, in den Nachbarraum zu schauen.

Stimmen vom Band

War das Loch offen und die Tiere hörten Rabenlaute aus dem Nachbarraum, versteckten sie ihr Futter genauso gut, wie wenn sie ihre Artgenossen auch sehen konnten. Die Stimmen der vermeintlichen anderen Tiere wurden aber nur von Band abgespielt, die Raben konnten also definitiv nicht das Verhalten ihrer Artgenossen beurteilen.

"Da die Raben in diesem Fall keine Artgenossen sehen können, sie aber trotzdem reagieren, als ob sie gesehen werden, kann ihr Verhalten nur über ein Verständnis der Sichtweise der anderen erklärt werden", erklärte Bugnyar. Die Ergebnisse würden nahelegen, "dass Raben die akustische Information über die Anwesenheit anderer Raben mit ihrer eigenen Erfahrung, dass man durch das Guckloch schauen kann, geistig verbinden können, was mit einer der gängigen Hypothesen übereinstimmt, wie 'Theory of Mind' funktionieren könnte", so der Forscher.

Die Publikation im Internet: http://dx.doi.org/10.1038/ncomm10506

(APA/red, Bild © Universität Wien/Jana Müller)

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