Ärztekammer - Arbeitsmedizin "unterbelichtet" an heimischen MedUnis

25. November 2015 - 16:16
An den österreichischen Medizin-Universitäten ist die Arbeitsmedizin "unterbelichtet". Ein Lehrstuhl an jeder MedUni für diesen Bereich sowie akademische Forschung forderte nun der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Artur Wechselberger. Das sei auch im Lichte der Betreuung älter werdender Arbeitnehmer zu sehen, sagte er bei einer Pressekonferenz in Wien.
 
 

"Die 'Strategie Europa 2020' der Europäischen Kommission sieht vor, die Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen bis 2020 auf 60 Prozent zu erhöhen. Österreich ist mit aktuell 46 Prozent davon weit entfernt", sagte Wechselberger. Wirtschaft und Politik seien dringend gefordert, altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen. Auf allen Seiten, auch bei den Arbeitnehmern, sollte die Bereitschaft zu Veränderungen gefördert werden. "Man muss dazu kommen, den Prozess eines Arbeitslebens zu planen, auch Veränderungen einzubauen. Der Teilkrankenstand ist dringend umzusetzen." Es könne nicht sein, dass jemand mit krankheitsbedingter Leistungseinschränkung überhaupt nicht arbeiten dürfe, obwohl er zum Beispiel 50 Prozent gut leisten könnte.

Für eine bessere Betreuung von Arbeitnehmern, speziell von Beschäftigten über 50, ist jedenfalls auch eine ausreichende Zahl von aktiven Arbeitsmedizinern notwendig. Die Ausbildung erfolgt derzeit über die Österreichische Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention, die Österreichische Ärztekammer vergibt ein Diplom und hinzu kommt ein einziger universitärer prostgradualer Lehrgang für Arbeitsmedizin an der MedUni Graz. Sonst sieht es mit dem Fach Allgemeinmedizin an den MedUnis düster bis schwarz aus.

Pflichtfach Arbeitsmedizin

Wechselberger sagte dazu: "Was wir brauchen ist ein Lehrstuhl für Arbeitsmedizin an allen Medizinuniversitäten in Österreich mit der Arbeitsmedizin als Pflichtfach. Andere Länder sind uns da weit voraus. (...) In Wien hat man leider (unter Rektor Wolfgang Schütz; Anm.) eine Reduktion zu einer ein ambulanten Einrichtung durchgeführt. (...) Innsbruck hat noch keine Einrichtung." Allein die MedUni Graz habe Arbeitsmedizin fix im Medizin-Curriculum. Zu fordern seien aber auch Arbeitsmedizin-Forschungsprojekte an den MedUnis.

Wobei die Arbeitswelt laut den Experten ja nicht primär als "gesundheitsschädlich" anzusehen ist. "Arbeit ist eine der wesentlichsten gesundheitsfördernden Faktoren in unserem Leben", sagte Karl Hochgatterer, Referent für Arbeitsmedizin in der Österreichischen Ärztekammer. Um die gesetzlich vorgeschriebene arbeitsmedizinische Versorgung der österreichischen Arbeitnehmer, die es in jedem Betrieb geben muss, sicherzustellen, werden auch die dafür ausgebildeten Ärzte benötigt. "Wir haben seit 1984 mehr als 2.500 Arbeitsmediziner ausgebildet. Etwa 1.900 sind in Betrieben tätig.

(APA/Red, Bild APA)

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