Asyl: Kurz fordert erneut Deutsch-Klassen

14. August 2015 - 16:27

Aufgrund der erwarteten zusätzlichen Schüler ohne Deutsch-Kenntnisse durch die wachsende Zahl an Asylwerbern und Flüchtlingen erneuert Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) seine Forderung nach eigenen Klassen für diese Kinder. Den Wunsch der Bildungsministerin nach zusätzlichen Mitteln für die Sprachförderung unterstütze er nur bei solch einer Systemumstellung, so Kurz im Ö1-"Mittagsjournal".

Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hatte zuletzt "einige Millionen Euro" für zusätzliche Planstellen im Bereich der Sprachförderung verlangt. Derzeit werden rund 25 Mio. Euro für 440 Stellen aufgewendet. Die genaue Zahl sowie die Verteilung der erwarteten zusätzlichen Kinder ist aufgrund des anhaltenden Zustroms und der Betreuungssituation noch unklar.

Kurz hatte in den vergangenen Jahren immer wieder "Deutsch-Klassen" gefordert. "Jetzt ist es höchste Zeit, diese Idee endlich umzusetzen." Wenn man dagegen versuche, "alte Systeme" auf neue Herausforderungen zu übertragen, werde das nicht funktionieren. Daher könne Heinisch-Hosek nur dann auf seine Unterstützung zählen, wenn sie das System umstelle. "Aber es macht gleichzeitig wenig Sinn, immer mehr Geld in ein System zu pumpen, das schlicht und ergreifend dafür einfach nicht passt." Es sei nicht zielführend, nicht in der deutschen Sprache alphabetisierte syrische Kinder in eine Klasse zu setzen, in der andere Kinder vielleicht bereits ihre ersten Schularbeiten schreiben.

Ministerium: Lehrer und Schulaufsicht entscheiden

Das Beharren auf "Deutsch-Klassen" durch Kurz kommentiert man im Bildungsministerium zurückhaltend. Für Flüchtlinge und andere Quereinsteiger könne es durchaus Sinn machen, mit einem Intensivsprachkurs zu beginnen, hieß es auf APA-Anfrage. Sprachförderkurse seien daher schon jetzt sowohl integrativ als auch ergänzend möglich. "Über das beste pädagogische Konzept können deshalb die Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort in Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht entscheiden", meint man im Ministerium. Das könne je nach Standort unterschiedlich sein.

Deutliche Kritik am Integrationsminister kommt von den Grünen. "Die Unkenntnis von Kurz in Sachen Sprachförderung bereitet schon fast physische Schmerzen", so Bildungssprecher Harald Walser in einer Aussendung. "Niemand will Kinder ohne Deutschkenntnisse 'einfach in Klassen setzen', wie er behauptet. Deshalb gibt es ja Förderprogramme und eigens geschulte Lehrkräfte."

Die NEOS stören vor allem die "Wortspiele" rund um die Worte "Kurs" oder "Klassen" von SPÖ und ÖVP. Grundsätzlich sollten die Entscheidungen über die Förderung der Kinder an den Schulen selbst getroffen werden, so die Wiener Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger.

Soziale Einbettung notwendig

Der erst im Juli präsentierte Integrationsbericht sieht den "effektiven Weg längst vorgezeichnet": "Kinder im Vorschul- und Volksschulalter sollten primär in ihren Gruppen- und Klassenverband aufgenommen werden und mit diesem gemeinsam Unterrichtsfächer, denen sie auch mit wenig Kenntnissen der Bildungssprache folgen können, wie Sport, Kunst etc. teilen und zusätzlich und getrennt davon geblockten Deutschunterricht erhalten", heißt es dort. "Kinder in diesem Alter benötigen ihre soziale Einbettung und lernen rasch - vor allem im spielerischen Kontext - von den Gleichaltrigen, insbesondere dann, wenn der Lernvorgang theoretisch abgesichert wird."

Die Situation bei Jugendlichen sei dagegen anders zu beurteilen: "Die Bedeutung differenzierter Peer Groups ist wichtig, um aber anschlussfähig zu sein, benötigen sie die entsprechenden Kompetenzen (auch Sprachkompetenzen) der Peers. Ein rasches und konzentriertes Heben der Deutschkenntnisse, auch in eigenen Crash-Kursen, erscheint bei ihnen notwendig und machbar." Das Bildungsministerium sei hier "seit längerem gefordert, ein Konzept für quereinsteigende Kinder und Jugendliche vorzulegen".

(APA/red, Bild APA/Jäger)

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