Österreichische "Initiative für Transparenz in der Wissenschaft" gegründet

7. März 2011 - 12:41

Grund ist umstrittene Diss von EU-Kommissar Hahn

Der Wiener Philosoph Herbert Hrachovec hat eine „Initiative für Transparenz in der Wissenschaft gegründet. Veranlasst sah sich der am Institut für Philosophie beheimatete Professor, weil die Uni Wien seiner Meinung nach zu wenig zur Aufklärung der Plagiatsvorwürfe um den EU-Kommissar und ehemaligen Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) getan habe.

Hrachovec selbst habe bereits vor zwei Jahren eine Analyse der ersten 100 Seiten von Hahns Doktorarbeit vorgenommen und Online gestellt. Als der deutsche Minister Guttenberg mit Plagiatsvorwürfen in die Schlagzeilen kam, habe er die Universitätsleitung in Wien aufgefordert, der Sache um Hahns Diss abermals nachzugehen. Ohne Ergebnis.

In dem genannten Schreiben wirft Hrachovec der Uni vor, "mit einer ausgeklügelten Strategie die transparente Behandlung dieses Problems verhindert" zu haben. Er sehe das "als Beleg der rücksichtslosen Realpolitik, die ich immer wieder beobachten konnte".

Laut Hrachovec habe die Uni Wien einem Züricher Gutachter lediglich Ausschnitte aus Hahns Diss zur Verfügung gestellt. Diese „unzureichende Textgrundlage“ habe für einen Plagiatsnachweis nicht gereicht, zudem sei Hahns Arbeit "nicht nur inhaltlich gehaltlos (und stellenweise lächerlich)", sondern genüge darüber hinaus nicht wissenschaftlichen Minimalstandards"

Weitergehende Untersuchungen seien indes nicht möglich, da von den vier Exemplaren, die eigentlich öffentlich zugänglich sein sollten, keines auffindbar sei. Er selbst habe sich aber rechtzeitig ein Exemplar gesichert. Zudem seien die ersten 100 Seiten von Hahns Diss von ihm auf Plagipedia verlinkt worden.

"Würde Hahns Dissertation (komplett, Anm. d. Red.) in Plagipedia reingestellt, kann man davon ausgehen, dass es so ausgeht wie bei Guttenberg", ist Philosoph Hrachovec überzeugt, dass Hahn plagiiert hat. Doch schon die Analyse der ersten hundert Seiten, die sich seit dem Guttenberg-Skandal hunderte Personen besorgt hätten, zeige, "dass es der Universität Wien im Vergleich zu Bayreuth die wissenschaftliche Integrität fehlt".

Die Uni Wien sieht das naturgemäß anders: Die Prüfung von Hahns Diss sei abgeschlossen, ein Gutachten der Uni Zürich bestätige das, alles sei transparent abgelaufen. Neue Fakten könnten aber jederzeit an Studienpräses Brigitte Kopp herangetragen werden, bis dahin sehe man aber keinen Anlass für neue Untersuchungen.

 (Quelle: APA/red)

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