ÖH-Wahl: Die ÖH ist mittlerweile wieder "Polit-Kaderschmiede"

28. April 2015 - 15:21

Heinz Fischer, Hannes Androsch, Michael Häupl, Wilhelm Molterer, Ernst Strasser, Karl Öllinger oder Friedhelm Frischenschlager - diesen Namen prägen oder prägten nicht nur die österreichische Innen-, sondern davor auch schon die Studentenpolitik. Nach einer längeren "Durststrecke" hat sich die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) heute wieder als Polit-"Kaderschmiede" etabliert.

Früher entpuppte sich vor allem der Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) als Reservoir für künftige Spitzenpolitiker: So war etwa Bundespräsident Heinz Fischer Mandatar der SPÖ-Vorfeldorganisation. Die späteren SPÖ-Zentralsekretäre Fritz Marsch (1949/50) und Karl Blecha (1954-56), die späteren Minister Peter Jankowitsch (1956/57) und Hannes Androsch (1962/63) sowie der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (1975-77) fungierten sogar als VSStÖ-Vorsitzende. Auch der später ausgeschlossene heutige Grüne Nationalratsabgeordnete Karl Öllinger (1977-79) führte die SP-Studenten an. Den umgekehrten Weg ging Ulli Sima, Spitzenkandidatin der Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) bei der ÖH-Wahl 1993: Sie wechselte später zur SPÖ und ist jetzt Wiener Umweltstadträtin.

ÖVP: Molterer und Strasser

Auf der konservativen Seite war Ex-Vizekanzler Wilhelm Molterer (V) in den 1970er-Jahren Funktionär der Österreichischen Studenten Union (ÖSU), einer Vorläuferin der heutigen AktionsGemeinschaft (AG), sowie ÖH-Vorsitzender an der Uni Linz. Der spätere Innenminister und VP-Delegationsleiter im Europäischen Parlament, Ernst Strasser, brachte es sogar zum ÖSU-Vorsitzenden und lobbyierte als Fraktionsführer im Zentralausschuss, dem Vorläufer der heutigen ÖH-Bundesvertretung, für die Anliegen der ÖSU.

Ähnlich sah es beim Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) aus: So führte etwa der spätere Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager in den 60er-Jahren die Agenden des RFS, auch Ex-FPÖ-Klubobmann Norbert Gugerbauer, Ex-Verteidigungsminister Helmut Krünes und der ehemalige Wiener FPÖ-Chef Rainer Pawkowicz hatten diese Funktion inne. Der spätere FPÖ-Chef Norbert Steger brachte es immerhin zum stellvertretenden RFS-Vorsitzenden.

Heute rekrutieren vor allem die Grünen Personal aus der ÖH: Die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou war etwa Mitte der 90er-Jahre Generalsekretärin des ÖH-Zentralausschusses. Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer stand während der Audimax-Besetzung 2009 nicht nur im Hörsaal, sondern auch an der ÖH-Spitze.

Ehemaliger ÖH-Chef an WU in der Regierung

Vassilakou, Sima und Maurer sind aber nicht die einzigen Beispiele für die "Rückkehr" der Studentenvertreter in politische Ämter. Wechselten ab den späten 90er-Jahren die ehemaligen ÖH-Funktionäre etwa als Pressesprecher oder Kabinettsmitarbeiter eher in die zweite Reihe der Politik (allen voran der ehemalige Vorsitzende der Hochschülerschaft an der Universität Wien, Matthias Winkler (AG) bei VP-Finanzminister Karl-Heinz Grasser), sind sie heute wieder an vorderster Front zu finden: Mit dem ehemaligen ÖH-Chef an der Wirtschaftsuniversität, Harald Mahrer (AG bzw. ÖVP), ist ein ehemaliger hoher Studentenpolitiker sogar wieder in der Regierung vertreten. Auch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) war in seiner Studentenzeit bei der AG an der Boku aktiv.

In der SPÖ hält aus der jüngeren Generation Frauen-Vorsitzende Andrea Brunner (Vorsitz der ÖH an der Uni Wien 2001 bis 2003, anschließend VSStÖ-Chefin) das ÖH-Fähnlein hoch. Über ÖH-Erfahrung verfügen außerdem in der FPÖ etwa die Nationalratsabgeordneten Harald Stefan (Ex-Mandatar im Zentralausschuss) und Philipp Schrangl (Ex-Mandatar in der Bundesvertretung) sowie bei den NEOS Parteichef Matthias Strolz (ÖH-Vorsitzender für die AG an der Uni Innsbruck 1996-1998) und Wissenschaftssprecher Nikolaus Scherak, der direkt aus dem Studenten- ins "echte" Parlament wechselte.

(APA/red, Bild APA/Punz)

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