Crowdfunding Start-up Woodero hat Konkurs angemeldet

20. April 2015 - 7:51

In Österreich ist erstmals ein über Crowdfunding finanziertes Unternehmen in die Pleite geschlittert. Das steirische Start-up Woodero, das mit Hüllen für Smartphone und Tablets durchstarten wollte, hat am Landesgericht Leoben Konkurs angemeldet, wie die APA erfahren hat. Laut der Insolvenzdatei erfolgte die Konkurseröffnung bereits am 24. März. 175 Crowdfunding-Investoren sind betroffen.

Woodero hatte Ende 2013 über die Crowdfunding-Plattform 1000x1000 rund 166.000 Euro eingesammelt. Die Investoren haben im Schnitt 950 Euro für die Geschäftsidee springen lassen. Sie hätten über Genussrechte am Gewinn und Unternehmenswert beteiligt werden sollen. Daraus wird wohl nichts mehr, die Investoren dürften nun durch die Finger schauen. Die Webseite "woodero.com" und der Online-Shop wurden bereits offline genommen.

"Das Unternehmen ist geschlossen, eine Fortführung ist nicht geplant", sagte Herma Jonke vom Kreditschutzverband KSV1870 zur APA. Vom Masseverwalter werde derzeit ein Verkauf des kompletten Unternehmens oder von Teilen geprüft, so Jonke.

Die Geschäftsidee sei zwar gut gewesen, nach einiger Zeit habe sich aber herausgestellt, "dass das Produkt am Markt nicht in dem erforderlichen Maß Fuß fassen konnte, sodass auch die hohen Marketingaufwendungen und die Investitionen in das Anlagevermögen nicht hereingespielt werden konnten", erklärte der KSV. Gespräche mit Investoren hätten sich zerschlagen. Laut KSV werden die Gesamtverbindlichkeiten auf 154.000 Euro beziffert. 1000x1000 zufolge hatte die staatliche Förderbank aws Haftungen für 100.000 Euro übernommen.

Ob die 175 Investoren über das Scheitern von Woodero bereits informiert wurden, ist nicht bekannt. Einzelne Geldgeber hatten 5.000 Euro investiert. Masseverwalter Werner Seifried und die vier Gründer, die laut "FirmenCompass" je 25 Prozent an Woodero halten, waren vorerst nicht erreichbar. Auch von 1000x1000 lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Stichwort - Crowdfunding und Crowdinvesting

Aufgrund strengerer Kreditvergabe bei Banken wird die "Schwarmfinanzierung" bei Start-ups und in der Kreativwirtschaft immer beliebter. Viele kleine private Geldgeber ("Crowd") finanzieren anstatt einer Bank oder Großinvestoren ein Projekt oder eine Geschäftsidee. Ein Totalverlust für Investoren ist bei Crowdinvesting aber möglich.

Beim Crowdfunding erhalten die Projekt-Unterstützer etwa Produkte oder Dienstleistungen, vergleichbar mit einem Naturalzins. Es fließt aber kein Geld retour an die Geldgeber. Vor allem in der Kreativwirtschaft und im Sozialbereich ist diese neue Finanzierungsform beliebt. Die bekannte Wiener Musikerin Clara Luzia schaffte kürzlich für die Produktion ihres neuen Albums 14.532 Euro von 215 Personen über die Crowdfunding-Plattform indiegogo einzusammeln.

Um wesentlich größere Beträge geht es beim Crowdinvesting, manchmal ebenfalls als Crowdfunding bezeichnet. Ein neutraler Plattformbetreiber - in Österreich etwa Conda, Green Rocket oder 1000x1000 - wählt Start-ups aus, an denen man sich direkt beteiligt oder in die man via Nachranganleihen investieren kann. Bis zu einer Grenze von 250.000 Euro Projektvolumen fallen für die Start-ups hierzulande teure Kapitalmarktvorschriften weg und macht damit das Instrument für Firmengründer interessant. Beispielsweise sammelt bei Conda gerade das Start-up "McCube - Häuser zum Mitnehmen" Geld in Form von Nachrangdarlehen ein - bisher stellten 69 Investoren 57.200 Euro bereit.

Trotz der großen Euphorie für das neue Finanzierungsinstrument Crowdinvesting sollten Investoren aber nicht das hohe Risiko ignorieren: Ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist immer möglich. Vor allem Start-ups sind riskant, rund ein Drittel überlebt die ersten drei Jahre nicht.

(APA/red, Bild Woodero/Melzer PR)

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