Lehrer-Aussage: Häupl steht weiter in der Kritik

15. April 2015 - 18:30

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat auch einen Tag nach seiner Aussage über die diskutierte Erhöhung der Unterrichtszeiten für Lehrer Kritik dafür einstecken müssen. Sogar rote Lehrervertreter zeigten sich "bestürzt". Dem Bürgermeister wurde unter anderem ein Schulbesuch nahegelegt.

Eine derartige Meldung schmerze, weil Häupl prinzipiell als schul- und lehrerfreundlich gelte, befand der Vorsitzende des Sozialdemokratischen LehrerInnenvereins Österreichs (SLÖ), Patrick Wolf. Die Äußerung sei nicht witzig und stoße alle Lehrer vor den Kopf. Der SLÖ empfahl all jenen, die "ernsthaft der Meinung sind", dass Lehrer nur 22 Stunden arbeiten, einen Besuch in einer Schule oder Gespräche mit Pädagogen.

Auch Fachgruppen distanzieren sich

Die Wiener Fachgruppen der AHS- und BMHS-LehrerInnen im BSA (Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller und KünstlerInnen) distanzierten sich ebenfalls. Eingemahnt wurde ein wertschätzender und sachlicher Ton. "Darüber hinaus möchten wir festhalten, dass die Arbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer nicht nur aus der Anwesenheit in den Klassen besteht, sondern auch andere Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts als Arbeitszeit veranschlagt werden müssen", wurde in einer Aussendung erläutert. Wenn der Bürgermeister bei Politikern die volle Arbeitszeit einberechne, müsse das auch für Lehrer gelten.

Dass Häupl Lehrern kollektiv Faulheit unterstelle, zeige seine geringe Wertschätzung für den "wichtigsten Rohstoff, den wir haben", rügten der Wiener ÖVP-Chef Manfred Juraczka und die schwarze Landtagsabgeordnete Isabella Leeb: "Populistische Sager und die Desavouierung eines gesamten Berufsstandes bringen uns im Ringen um ein besseres Bildungssystem nicht weiter", hielten sie in einer Aussendung fest.

Häupls "Entgleisung" ist objektiv widerlegbar - davon ist die FPÖ überzeugt. Wiens FP-Bildungssprecher Dominik Nepp verwies in einer Aussendung ebenfalls auf das Gesamtpensum: "Unsere Pädagogen machen einen Knochen-Job. Nur die Zeit, die sie in der Klasse verbringen, als ihre Leistung zu werten, ist extrem unfair und purer Populismus. Das ist billiges Wahlkampf-Getöse auf dem Rücken einer Berufsgruppe."

(APA/red)

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