Veterinärmedizinische Uni Wien: Von der Pferde-Curen-Schule zur Universität

23. März 2015 - 8:58

"Ich habe beschlossen, hier eine Lehrschule zur Heilung der Viehkrankheiten errichten zu lassen..." - Mit dieser Verfügung von Kaiserin Maria Theresia begann am 24. März 1765 die Geschichte der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni). Ursprünglich vor allem für die Behandlung von Militärpferden eingerichtet, gibt es heute einen umfassenden Lehr, Forschungs- und Spitalsbetrieb.

Die Wiener Veterinärschule war nach Lyon und Alfort bei Paris weltweit die dritte Einrichtung ihrer Art. Mit ihr sollte die bis dahin diversen Quacksalbern überlassene Tiermedizin auf eine institutionelle und staatlich kontrollierte Basis gestellt werden. Damals waren vor allem gesunde Pferde für die Kriegsführung notwendig - so erklärt sich auch der erste Name der neuen Einrichtung: 1767 wurde der Unterricht an der damalige "Pferde-Curen- und Operationsschule" in der heutigen Favoritenstraße 3 in Wien-Wieden aufgenommen.

1775 folgte dann die zweite Hauptstoßrichtung der damaligen Tiermedizin: An der medizinisch-chirurgischen Fakultät der Uni Wien wurde ein Lehrstuhl für die damals grassierenden Viehseuchen eingerichtet (und bald wieder geschlossen). 1777 wurde schließlich das "k.k. Thierspital" (später "k.k. Thierarzney-Institut") in der Rabengasse in Wien-Landstraße eröffnet - damals noch Vorstadt: So sollten sowohl Städter als auch Bauern ihre Tiere behandeln lassen können. 1823 übersiedelte die Einrichtung dann in die Linke Bahngasse ebenfalls in diesem Bezirk.

"Tierarzt" nur Zusatzqualifikation

An eine eigene veterinärmedizinische Universitäten dachte man in den Anfangsjahren aber nicht: Die Ausbildung zum "Tierarzt" war vielmehr eine Art Zusatzqualifikation für Humanmediziner. Die damaligen Absolventen der Wiener Ausbildung sollten in ihre Heimatprovinzen zurückkehren und dort an den jeweiligen medizinisch-chirurgischen Fakultäten einen Lehrstuhl für Tierseuchenkunde einrichten - so sollten bei Seuchenausbrüchen fachkundige Personen vor Ort sein.

Konsequenterweise wurde das "Thierarzney-Institut" 1812 in die Uni Wien eingegliedert: Nur bereits approbierte Humanmediziner und Chirurgen sowie Militärschmiede durften damals Tiermedizin studieren - das änderte sich erst 1849, als erstmals auch Zivilisten, die "nur" eine normale Schule absolviert hatten, zugelassen wurden.

Die Militärschmiede behielten allerdings lange Zeit ihre Sonderstellung: Sie mussten weder lesen oder schreiben können noch Gebühren bezahlen. Nach wie vor war das Militär der wichtigste "Auftraggeber" der Einrichtung: So wurde sie nach der Uni Wien dem Kriegsministerium unterstellt. Erst nach einigen Studienreformen folgte am Silvestertag 1896 ein "Kaiserlicher Entschluss zur Hebung des Instituts auf das Niveau einer Hochschule": Aufnahmebedingung war ab sofort ein Maturazeugnis, die Studiendauer wurde auf vier Jahre erhöht und das Tierarzt-Diplom zum akademischen Grad. Außerdem ordnete man die nunmehrige "Tierärztliche Hochschule" dem Unterrichtsministerium zu.

Blutige Ausschreitungen

Konflikte zwischen Zivil- und Militärhörern gab es trotzdem weiter: Diese führten sogar bis zu blutigen Ausschreitungen am Vorabend des Ersten Weltkriegs. 1922 wurde an der heutigen Frauenbastion mit einem Studentinnenanteil von rund 80 Prozent erstmals eine Frau zum Studium zugelassen - den ersten Abschluss einer Frau verzeichnete man allerdings erst 1939.

1975 wurde die Tierärztliche Hochschule schließlich in "Veterinärmedizinische Universität" umbenannt. 1996 übersiedelte die Einrichtung vom langjährigen Standort in Wien-Landstraße (wo heute die Musikuniversität Wien untergebracht ist) an den heutigen Standort am Veterinärplatz 1 in Floridsdorf.

Heute studieren an der Vetmed rund 2.300 Personen, von denen jährlich rund 250 eine Ausbildung abschließen. Insgesamt gibt es 500 wissenschaftliche Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente), darunter 35 Professoren.

(APA/red)

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