Blindes Vertrauen ist "Gewinnerstrategie" für stabile Beziehung

28. Januar 2015 - 8:37

Auch wenn Versuchungen mitunter locken, ist blinde Liebe bzw. blindes Vertrauen die "Gewinnerstrategie" für eine stabile Beziehung, berechneten Forscher der Harvard Universität (USA) um den Österreicher Martin Nowak. Sie entwickelten ein mathematisches Modell, warum man Menschen mehr vertraut, die nicht permanent die Kosten für eine Kooperation abwägen, berichten sie im Fachmagazin "Pnas".

Bisher habe man sich in der "Spieltheorie" nur damit beschäftigt, was jemand tut, aber die Motive, die dahinter stecken, nicht erfassen können, erklärte Nowak, der Professor für Biologie und Mathematik sowie Direktor des Programms für Evolutionäre Dynamiken an der Harvard University ist, im Gespräch mit der APA. "Es ist aber ein großer Unterschied, ob man etwa jemandem als Teil einer PR-Kampagne hilft oder selbstlos arme Leute unterstützt", sagte er. Diesen "authentischen Altruismus" habe man nun erstmals mit einem passenden Spielmodell untersucht.

Dabei bekommt eine Person ein Kuvert, in dem die Information steckt, wie teuer eine Zusammenarbeit wäre. Sie kann kooperieren, ohne in den Umschlag zu blicken, zuvor nachschauen oder einfach vorweg ablehnen. Einem zweiten Spieler schadet solch eine Verweigerung. Dieser kann die Partie beenden, wenn sein Kollege nachschaut, wenn dieser Hilfe ablehnt oder ihm gar nicht vertrauen und dies prinzipiell tun.

Evolutionär bevorzugte Strategien berechnet

Die Forscher berechneten, welche Strategien von der Evolution bevorzugt sind. Wenn die Kosten für eine Kooperation nur gelegentlich hoch sind, also selten eine "bessere Partie" lockt, ist eine Kooperation ohne nachzusehen am erfolgreichsten. "Unser Modell legt nahe, dass man blind Verliebten vertrauen kann, in guten wie in schlechten Zeiten zusammenzubleiben, weil sie nicht in unterschiedlichen Situationen jedesmal die Kosten einer Kooperation betrachten", schreiben sie in dem Artikel.

Auch, warum man prinzipienfesten Politikern eher vertraut, sei mit dem spieltheoretischen Modell erklärbar, so Nowak. "Äußert jemand eine Meinung und bleibt dabei, auch wenn die politische Lage umschwenkt und etwas anderes für ihn persönlich besser wäre, ist das zumindest ein Signal, dass man ihm vertrauen kann", sagte er.

"Authentischer Altruismus verlangt, dass man prinzipiell hilft und nicht, weil es für einen selbst gerade vorteilhaft ist", so Nowak. Die neue Arbeit zeige, dass die Evolution solche Strategien hervorbringen kann. "Natürliche Selektion führt zur aufrichtigen Liebe des Mitmenschen", sagte der Biomathematiker.

(APA/red, Bild APA/Gindl)

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