Vortragsreihe der Uni Graz wirkt Vorurteilen gegenüber MuslimInnen entgegen

20. Januar 2011 - 17:46

Terror, Tod und Tyrannei: Der Islam ist für viele BewohnerInnen der westlichen Welt Sinnbild des gewaltvollen Niedergangs von Demokratie und Menschenwürde. Dass diese weit verbreitete Vorstellung in Wahrheit auf Unkenntnis der Religion, auf medial gepushten Klischees und historisch tief verwurzelten Vorurteilen beruht, zeigte eine Vortragsreihe an der Uni Graz, die 2008 ihren Abschluss fand, auf. Die Ergebnisse sind nun in gedruckter Form im Grazer Universitätsverlag erschienen.

Sie sind unfähig zur Integration in westliche Bildungs- und Gesellschaftsnormen, zeichnen für religiös-fundamentalistische Attentate verantwortlich und pflegen ein patriarchalisches Familiensystem voller Zwang und Gewalt. Die Liste der negativen Attribute, die mit MuslimInnen verknüpft werden, ist lang. "Das Phänomen der Islamophobie ist ein europaweites, das leider auch in Österreich besteht, obwohl hier inzwischen rund 400.000 MuslimInnen leben", so der wissenschaftliche Leiter der Vortragsreihe, Univ.-Prof. Dr. Wolfang Benedek vom Institut für Völkerrecht und internationale Beziehungen der Karl-Franzens-Universität. "Diesen Entwicklungen konnte unsere Ringvorlesung zumindest in Graz erfolgreich entgegen wirken", unterstreicht Benedek den Erfolg von "Der Islam in Österreich und in Europa: Die Integration und Beteiligung der Muslime und Musliminnen in der Gesellschaft".

Ziel der Reihe, die gemeinsam mit der Islamischen Religionsgemeinde Graz für Steiermark und Kärnten und dem Zentrum für Weiterbildung der Uni Graz veranstaltet wurde, war es, den Islam betreffende Themen von allgemeinem Interesse öffentlich und auf akademischer Basis zu
diskutieren. Insgesamt 22 Vorträge spannten eine inhaltliche Palette von Schulbildung als Integrationschance, der Lösung kulturell bedingter Konflikte, Zugehörigkeits- und Identitätsproblemen bei jungen MuslimInnen bis zu Terrorismus aus islamischer Sicht. Dabei fiel auf, dass die medial gezeichneten Bilder des Islams oft nicht der überlieferten Tradition des Koran entsprachen, so Dr. Kamel G. Mahmoud von der islamischen Glaubensgemeinschaft. "Der Prophet Mohammed ruft zu ethnischer und religiöser Pluralität auf. Er verurteilt Extremismus und erlaubte Kampfhandlungen nur im Verteidigungsfall." Eine der wichtigsten Tugenden im Islam überhaupt ist nicht der Glaube, sondern der Wissenserwerb: "Eine Stunde lang lernend zu verbringen, ist wertvoller, als tausend Jahre im Gebet zu verharren", so der Prophet wortwörtlich. "Dieses Zitat macht deutlich, dass unsere Vorstellung von MuslimInnen als religiös-fanatische FundamentalistInnen nicht der Gesamtheit des Islams entspricht", erklärt Benedek.

Gleichzeitig betonen die Veranstalter der Vortragsreihe, dass auch MuslimInnen ihren Beitrag zur westlichen Gesellschaft leisten müssen - so ihnen die Möglichkeit dazu geboten wird. "Drängt man Personen an den Rand, werden sie ihr Verhalten nur sehr schwer den kulturellen Gegebenheiten anpassen können." Das Buch mit den gesammelten Ergebnissen soll zur Förderung des gegenseitigen Verstehens und Verständnisses beitragen, um gemeinsam eine bessere Zukunft des Miteinanders in Österreich zu ermöglichen.

Wolfgang Benedek und Kamel G. Mahmoud (Hrsg.). "Der Islam in Österreich und in Europa: Die Integration und Beteiligung der Muslime und Musliminnen in der Gesellschaft". Grazer Universitätsverlag 2011.

(Quelle: Uni Graz)

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