Verhaltensforscher: Hunde auch in Unis, Kirchen und Museen

29. August 2014 - 11:48

Mehr Platz für Tiere im öffentlichen Raum fordert der Verhaltensforscher Kurt Kotrschal. "Das Menschenrecht auf Tierhaltung - und umgekehrt auch das 'Tierrecht' auf ein Leben mit Menschen" seien in Österreich zwar stärker ausgeprägt als in anderen Ländern, "doch Kirchen, Museen oder Universitäten sind etwa für Hunde immer noch tabu. Warum eigentlich?", fragt der Biologe in seinem neuen Buch.

"Einfach beste Freunde" heißt das Werk, in dem er erklärt, "warum Menschen und andere Tiere einander verstehen". Nach Ansicht Kotrschals kommt Menschen und Kumpantieren angesichts der zahlreichen Erkenntnisse über die Mensch-Tier-Beziehung, die er dem Buch aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, "das Recht zu, ihre Beziehung nicht nur privat zu leben, sondern auch in der Öffentlichkeit".

Hundegerecht = kindergerecht

Es sei nicht einzusehen, warum etwa Hunde in vielen Ländern keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen oder nicht in Restaurants mitgenommen werden dürfen und in Mietwohnungen oder Hotels nicht zugelassen werden. Dabei sei etwa eine "hundegerechte Stadt gleichzeitig auch eine kindergerechte Stadt", meint Kotrschal, der im APA-Gespräch aufgrund der Jahrtausende andauernden Koexistenz von Mensch und Hund ein "Menschenrecht auf Hundehaltung" ortet.

Für den Biologen sind "Menschen ohne 'andere' Tiere weder erklärbar noch lebensfähig". So zugespitzt wie im Klappentext findet sich diese These dann allerdings doch nicht in dem Buch. Kotrschal liefert aber eine Fülle an bio-psychologischen Grundlagen sowie evolutionären und historischen Gründen für die "Biophilie" des Menschen von klein auf und die positiven Auswirkungen des Kontakts mit Tieren.

Dabei hätten das "abendländische Denken, seine Buchreligionen und Philosophen zur radikalsten Trennung zwischen Mensch und Tier in der Menschheitsgeschichte" geführt, meint der Verhaltensforscher, die "vermeintliche 'Emanzipation' von der Natur" habe im neuzeitlich-abendländischen Denken vom Tier als seelenlose Maschine und vom fundamentalen Unterschied zwischen Mensch und Tier "weit über jedes realistische Ziel hinaus geschossen".

Kein prinzipieller Unterschied

Kotrschal führt dagegen zahlreiche Belege dafür an, "dass Menschen doch nicht so radikal unterschiedlich zu anderen Tieren sind, wie manche glauben wollen". So habe die moderne Kognitionsbiologie gezeigt, "dass sich Menschen nicht prinzipiell von anderen Tieren unterschieden, dass Tiere tatsächlich schmerz-, denk- und bewusstseinsfähige Wesen sind".

Und auch wenn heute viele Menschen den Kontakt zum Tier fast vollständig verloren haben, zeige doch das Festhalten an Haustieren, dass der Bezug zu Tieren notwendig ist - was der Biologe mit Zahlen belegt: allein in Österreich gebe es 700.000 Hunde und zwei Millionen Katzen, weltweit würden nach Schätzungen eine Milliarde Hunde leben, viele davon allerdings menschenfern, und wahrscheinlich noch deutlich mehr Hauskatzen.

Kotrschal hat die Vision einer integrativen Gesellschaft, in welcher der Mensch nicht nur "mit den in unserer Gesellschaft lebenden Tieren, vom Hund bis zur Kuh im Stall, sozusagen 'auf Augenhöhe' lebt und sie als Partner und nicht als Spielzeuge, Untergebene oder als Nahrungsmittel betrachtet", sondern in der er auch "das Recht der Wildtiere auf ein von Menschen einigermaßen unabhängiges Leben in einem angemessenen Lebensraum achtet".

Service: Kurt Kotrschal: "Einfach beste Freunde - Warum Menschen und andere Tiere einander verstehen"; Brandstätter Verlag; 224 Seiten; 22,50 Euro

(APA/red, Bild APA/MOK)

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