Auch Wölfe lassen sich von Gähnen anstecken

28. August 2014 - 8:42

Auch Wölfe lassen sich von Gähnen anstecken. Bisher war dieses Phänomen außer beim Menschen bei manchen Menschenaffen beobachtet worden - und bei Hunden. Bei diesen schrieben aber manche Forscher die Fähigkeit dem Umstand zu, dass die Tiere vom Menschen domestiziert wurden. Die neue Erkenntnis deutet darauf hin, dass ansteckendes Gähnen im Tierreich weiter verbreitet ist als bisher gedacht.

Das schreiben die Forscher der Universität Tokio im Fachjournal "PLOS ONE". Fünf Monate lang beobachteten und filmten Teresa Romero und ihre Kollegen das Verhalten von zwölf Wölfen in einem Gehege des Zoologischen Garten von Tama nahe der japanischen Hauptstadt. Dabei notierten sie genau, wann welches Mitglied des Rudels gähnte und wer es ihm nachtat. Gähnen bei möglichen Störungen wie etwa plötzlichen Geräuschen oder der Anwesenheit von Besuchern wurde aus der Analyse ausgeschlossen.

Die Auswertung zeigt, dass Wölfe sich von Gähnen anstecken lassen. Das Mitgähnen war umso ausgeprägter, je näher Tiere sich sozial standen. Generell ließen sich Weibchen von nahestehenden Artgenossen deutlich eher anstecken als Männchen, schreiben die Wissenschafter.

Hinweis auf Empathie

Ansteckendes Gähnen ist für Forscher deshalb interessant, weil es auf Empathie hindeuten könnte: Der Nachahmer fühlt sich gewissermaßen in die Situation des zuerst Gähnenden hinein. Eine solche Fähigkeit war bisher bei Menschen, Schimpansen und Bonobos beobachtet worden. Zwar hatten Versuche gezeigt, dass sich auch Hunde anstecken lassen, Kritiker hatten aber eingewendet, dies könne von der Domestikation und der Beobachtung von Menschen herrühren. Nun zeigt sich, dass auch ihre wilden Vorfahren das Verhalten im Rudel zeigen.

"Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ansteckendes Gähnen ein gemeinsames Erbe ist, das sich auch andere Säugetiere teilen", kommentiert Teresa Romero. "Diese Fähigkeit zeigt eine emotionale Verbindung zwischen Individuen." Ansteckendes Gähnen als Zeichen empathischer Beziehungen könne im Tierreich weiter verbreitet sein als vermutet.

Service: http://www.plosone.org - Fachartikelnummer: DOI 10.1371/journal.pone.0105963

(APA/red)

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