PHs: Rechnungshof empfiehlt Standortkonzentration

23. Juli 2014 - 16:50

Der Rechnungshof (RH) empfiehlt die Prüfung der "Effektivität der derzeitigen Standorte der Pädagogischen Hochschulen (PH)" und eine weitere Konzentration der Einrichtungen. Außerdem bemängeln die Prüfer in einem kürzlich veröffentlichten Bericht erneut, dass die Lehrer-Fortbildung zu selten in der unterrichtsfreien Zeit stattfindet.

Die derzeit 14 PH entstanden durch eine Zusammenlegung von 51 öffentlichen und privaten Institutionen der Aus-, Fort- und Weiterbildung für Lehrer. Diese Konzentration geht dem RH aber nicht weit genug: In Oberösterreich, der Steiermark, Tirol und Wien bestehen nach wie vor parallel öffentliche und private PH nebeneinander. Derzeit sind PH in Wien (drei), Innsbruck, Linz, Graz (je zwei) sowie Eisenstadt, Baden, Klagenfurt, Salzburg und Feldkirch eingerichtet.

Ausbildungskosten

Für seinen Bericht überprüfte der RH alle öffentlichen PH und insbesondere die PH Tirol und Wien. Dabei zeigte sich etwa, dass 2012 über alle öffentlichen PH gerechnet pro Student in der Ausbildung durchschnittlich 14.360 Euro ausgegeben wurden. An der PH Tirol waren es 16.502 Euro, an der PH Wien nur 10.436. "Nach Ansicht des RH deutete die Entwicklung der Ausgaben je Studierenden (Ausbildung) darauf hin, dass die Ausbildung an größeren Institutionen (PH Wien) kostengünstiger war als an kleineren (PH Tirol). Dies sprach für die Konzentration bei den Ausbildungsinstitutionen." Ausgangspunkt für die "Strukturbereinigungen" könne die neue Lehrerausbildung sein.

Weitere Empfehlung des RH: "Die Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen wären grundsätzlich in der unterrichtsfreien Zeit anzubieten." Dies sei gerade aufgrund der angespannten Personalsituation im Lehrerbereich unumgänglich, um genügend Pädagogen für den Unterricht zur Verfügung zu haben.

Im Prüfungszeitraum hielten sich die PH allerdings mit dem Ferienangebot zurück: So wurden 2011/12 an allen PH nur rund fünf Prozent der Lehrveranstaltungen im Fortbildungsbereich in den Sommermonaten Juli und August angeboten. Die PH Wien offerierte überhaupt nur 0,8 Prozent ihrer Lehrveranstaltungen in den Ferienzeiten.

Immer noch Parallelstrukturen

Kritik übte der RH auch an der Umsetzung der neuen Lehrerausbildung: Zwar seien damit wichtige Punkte wie etwa eine gleichwertige pädagogische Ausbildung für Lehrer aller Schulstufen sowie Eignungs- und Aufnahmeverfahren für ein Lehramtsstudium umgesetzt worden. Allerdings seien "die Parallelstrukturen in der Lehrerausbildung zwischen PH und Universitäten nach wie vor gegeben". Auch die Ressortzuständigkeiten zwischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium seien unverändert geblieben.

Probleme sieht der RH etwa darin, dass es an den Unis aufgrund ihrer Autonomie "eine Vielzahl unterschiedlicher Eignungs- und Aufnahmeverfahren" geben könnte. In der Tat setzen die Unis verschiedene Verfahren ein, wie sich derzeit bei der Anmeldung für die einzelnen Verfahren zeigt. Der RH empfiehlt daher eine Standardisierung der Verfahren in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium.

PH Tirol: Rechnungshof ortet "mangelnde Budgetdisziplin"

Der Rechnungshof in dem Prüfbericht "mangelnde Budgetdisziplin an der Pädagogischen Hochschule (PH) Tirol". Seit 2009 bekannte Mängel im Rechnungs- und Beschaffungswesen seien "nur teilweise beseitigt worden". Darüber hinaus seien trotz schlechter Auslastung zusätzliche Räume angemietet worden.

Im Jahr 2012 betrugen die durchschnittlichen Ausgaben pro Student an den öffentlichen PH rund 14.400 Euro. An der PH Tirol lagen sie dagegen um 2.100 Euro höher, während sie an der PH Wien etwa um 4.000 Euro niedriger als im Österreichschnitt waren. "Die Ursachen für diese Kostenunterschiede waren nicht bekannt." Auch die Ausgabensteigerungen der PH Tirol zwischen 2008 und 2012 lagen "beträchtlich über dem Österreichschnitt". Der RH empfiehlt der Hochschule daher, "die Ausgaben zu analysieren und Einsparungsmaßnahmen zu setzen". Die wirtschaftlichen Daten der PH Tirol belegen nach Ansicht der Prüfer, "dass es unbedingt erforderlich war, eine weitere Konzentration der PH-Standorte zu prüfen". In Tirol gibt es neben der öffentlichen PH mit der Kirchlichen PH Edith Stein noch eine weitere Pädagogische Hochschule.

Mängel beim internen Kontrollsystem

Mängel ortete der RH in seinem Bericht auch beim internen Kontrollsystem der PH Tirol. Von der Buchhaltungsagentur des Bundes mehrfach aufgezeigte Mängel seien lange Zeit nicht beseitigt worden, erst Ende 2012 habe man durch "personelle Umbesetzungen und eine Neuregelung der Kassengebarung" reagiert. Bei der Inventur 2012 wurde außerdem festgestellt, "das zahlreiche elektronische Geräte (z.B. Laptops, PV, Mobiltelefone) unauffindbar waren". Lapidare Empfehlung des RH: "Der Verbleib der Inventargegenstände wäre umgehend zu klären."

Beanstandet wurden vom RH auch die Planungen bei der Infrastruktur: So waren die Seminarräume der PH nur zu einem Drittel bis knapp 50 Prozent ausgelastet - trotzdem wurden 2012 zusätzliche Räumlichkeiten angemietet, die dann eine noch geringere Auslastung aufwiesen.

Die PH Tirol hatte seit vergangenem März wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. Das Bildungsministerium veranlasste damals wegen massiver Bedenken zur finanziellen Gebarung eine Prüfung durch die Bundesbuchhaltungsagentur, schränkte in weiterer Folge den finanziellen Handlungsspielraum von Rektor Markus Juranek ein und beauftragte den ehemaligen amtsführenden Salzburger Landesschulratspräsident Herbert Gimpl mit der Sanierung der Hochschule. Juranek wurde schließlich Mitte April dienstfrei gestellt.

(APA/red, Bild APA)

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