Bildungsabbrecher verdienen weniger, arbeiten eher in gefährdeten Branchen und sind öfter arbeitslos

26. März 2014 - 14:38

Bildungsabbrecher verdienen weniger, sind eher in gefährdeten Branchen tätig und landen häufiger in der Arbeitslosigkeit. Das zeigt einmal mehr das "Bildungsbezogene Erwerbskarrierenmonitoring (BibEr)" der Statistik Austria. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) will daher mit der ab 2016/17 vollständig umgesetzten Ausbildungsverpflichtung gegensteuern.

"Ohne Qualifikation hast du alle Gefährdungselemente Richtung Armut", betonte Hundstorfer. "Natürlich wird es die klassische Karriere vom Tellerwäscher zum Multimilliardär auch in zehn Jahren geben. Aber das ist einer in Millionen."

Jährlich brechen 35.000 Jugendliche zwischen 15 und 18 einen Ausbildungsweg bzw. die Schule ab oder beginnen nach der Pflichtschule gar keine weitere Ausbildung. Rund die Hälfte dieser Personen hat auch drei Monate nach Abbruch noch keinen Ausbildungsplatz - besonders problematisch ist die Situation jener rund 12.700 Jugendlichen, die dann nur als Hilfskräfte beschäftigt sind (3.700) bzw. weder in Ausbildung noch erwerbstätig oder vom AMS betreut sind (9.000).

Gegensteuernde Maßnahmen

Genau an diese Problemgruppe - 60 Prozent davon leben in Ostösterreich, 79 Prozent sind Österreicher - richtet sich die geplante Ausbildungsverpflichtung. Diese kann nach der Schulpflicht durch einen weiterführenden Schulbesuch, das Absolvieren einer Lehre oder die Inanspruchnahme eines außerschulischen Qualifizierungsangebots erfüllt werden. Dazu will Hundstorfer zunächst die derzeitigen Maßnahmen wie Jugendcoaching und Anreizmodelle zur Teilnahme an Ausbildungsmaßnahmen intensivieren. "Am Tag X ist es aber natürlich auch nötig zu sagen, wenn du die Verpflichtung nicht einhältst, gibt es eine Verwaltungsstrafe analog zur Schulpflichtverletzung." Diese Strafmöglichkeit sei aber nur ein "Nebenprodukt": "Wenn kein Strafbescheid ausgestellt wird, wäre ich der glücklichste Mensch."

Für die BibEr-Erhebung wurden die Erwerbskarrieren aller in Österreich wohnhaften Personen nach Abgang aus einer formalen Bildungseinrichtung statistisch auswertbar gemacht. Unter anderem wurde dabei der Arbeitsmarktstatus von Absolventen bzw. Abbrechern einer Ausbildung 18 Monate nach Abschluss bzw. Drop-out erhoben.

Höhere Arbeitslosigkeit bei Abbrechern

Dabei zeigte sich, dass mehr als drei Viertel der Lehrabsolventen zu diesem Zeitpunkt einen Job hatten und nur neun Prozent beim AMS vorgemerkt waren. Von den Lehrabbrechern hatten demgegenüber nur 47 Prozent eine Arbeit, 24 Prozent waren beim AMS vorgemerkt. Dazu kommen noch 14 Prozent, die sich überhaupt vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben, also etwa von Eltern oder Partner erhalten werden oder unabgemeldet ins Ausland verzogen sind. Jeweils kleinere Prozentsätze entfallen auf Präsenz- und Zivildienst, Krankengeld- oder Pensionsbezug, Karenzen, eine weitere Ausbildung oder (offiziellen) Wegzug ins Ausland.

Bei den AHS-Absolventen bzw. -Abbrechern zeigt sich ein vergleichbares Bild: 82 Prozent der Absolventen sind nach 18 Monaten in einer weiterführenden Ausbildung, zehn Prozent haben sich vom Arbeitsmarkt zurückgezogen bzw. sind unabgemeldet ins Ausland verzogen, fünf Prozent sind erwerbstätig. Von den Abbrechern sind jeweils rund ein Drittel in einer weiterführenden Ausbildung bzw. vom Arbeitsmarkt zurückgezogen. 22 Prozent sind erwerbstätig, acht Prozent beim AMS vorgemerkt.

Selbst bei den Erwerbstätigen zeigen sich Unterschiede zwischen Lehrabsolventen und -abbrechern, so AMS-Vorstand Johannes Kopf. Absolventen sind mit Handel und Warenherstellung häufiger in Branchen beschäftigt, die von vergleichsweise geringer Arbeitslosigkeit geprägt sind. Abbrecher sind mit Bau, Beherbergung und Gastronomie sowie sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen dagegen öfter in Branchen zu finden, in denen die Arbeitslosenquote höher ist.

Weiterführend: www.statistik.at

(APA/red, Bild APA)

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