Mit Kritik vor allem an der Neuen Mittelschule (NMS) haben die Opposition, aber auch die ÖVP auf die Präsentation der Ergebnisse der Bildungsstandards reagiert. So sieht etwa FP-Bildungssprecher Walter Rosenkranz darin, dass die NMS-Schüler praktisch gleich bzw. in manchen Bundesländern schlechter abgeschnitten haben als jene der Hauptschule, den Beweis, dass die NMS "offensichtlich nichts taugt".
Grünen-Bildungssprecher Harald Walser ortete anstelle des von SP-Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek festgestellten "Aufwärtstrends" ein "Beschönigen von Fakten" und sieht sich auch in seiner Skepsis an der NMS bestätigt. "Hier wurde ein Schultyp ins Regelschulwesen übernommen, ohne eine Evaluierung durchzuführen. Das war unverantwortlich, rächt sich nun und demotiviert die Kinder ebenso wie ihre Eltern und die Lehrkräfte!"
Rosenkranz betonte, dass angesichts der zusätzlichen Mittel für diese Schulform die NMS-Schüler eigentlich "um Längen besser" sein müssten als jene an Hauptschulen. Angesichts der schlechteren Ergebnisse von Schülern mit Migrationshintergrund pochte er außerdem erneut auf die Förderung der Deutschkenntnisse vor Schuleintritt. Auch VP-Bildungssprecherin Brigitte Jank stellte in Frage, wieso die NMS trotz zusätzlicher Mittel keine besseren Ergebnisse als die Hauptschulen liefert. Es müsse rasch evaluiert werden, "wie der Mitteleinsatz so optimiert werden kann, dass die für Kinder bestmöglichen Bedingungen eröffnet werden" und ob die Vorgaben des Unterrichtsministeriums angepasst werden sollten.
TS pocht auf "totale Schulautonomie"
Das Team Stronach (TS) sieht sich indes in seiner Forderung nach einer "totalen Schulautonomie" bestärkt: Die derzeitige "Verparteipolitisierung" des Schulsystems wirke sich auf die Schülerleistungen aus, so Bildungssprecher Robert Lugar.
Die Arbeiterkammer (AK) bezeichnete es wiederum als " dramatisch", dass Schüler, deren Eltern maximal Pflichtschulabschluss haben, deutlich öfter schlecht abschneiden. AK-Präsident Rudolf Kaskse forderte daher die Zuteilung der Mittel an die Schulen nach der sozialen Lage der Kinder. Außerdem müsse rasch das von der Regierung angekündigte zweite Gratis-Kindergartenjahr kommen.
Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) nannte die Ergebnisse für die 14-Jährigen in Englisch (bestes Bundesland neben Niederösterreich, Anm.) "hervorragend", in Mathematik (nur Kärnten ist schlechter, Anm.) seien die Volksschüler "wenigstens nicht letzter". Wegen der besondere Schwächen bei den Mathe-Textaufgaben will Brandsteidl in den Volksschulen weiter bei der Sprachkompetenz ansetzen. Das gute Ergebnis in Englisch führt sie neben dem Einsatz von Native Speakern auf die Vielzahl an Testungen in der Pflichtschulzeit und damit verbundene Förderung zurück. "Dass sich irgendwann die sehr großen Anstrengungen auswirken, habe ich schon erhofft. Aber ich habe nicht gedacht, dass es so schnell geht", so Brandsteidl zur APA. Dass die NMS-Schüler in Wien im Gegensatz zu den anderen Bundesländern bessere Ergebnisse als Hauptschüler liefern, führt Brandsteidl auf die Schulstruktur zurück: In der "Wiener Mittelschule" gebe es eine verpflichtende Kooperation mit AHS.
"Keine Momentaufnahme"
Durch die erneut guten Ergebnisse bestätigt sieht sich Oberösterreichs Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP): "Das ist keine Momentaufnahme, sondern zeigt, was die SchülerInnen über vier bzw. acht Jahre gelernt haben", gratulierte er Schülern und Lehrern per Aussendung. Als Grund nennt er "große Leistungsbereitschaft" und zum Teil bereits vor Jahrzehnten begonnene Schulentwicklungsprogramme.
Vorarlbergs Schullandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) will das schlechte Abschneiden der Vorarlberger Schüler sehr ernst nehmen, mit jedem Direktor werde das Gespräch geführt. "Wir werden genau hinschauen, analysieren und Maßnahmen setzen", sagte Mennel am Freitag vor Journalisten. Man wisse, dass bereits getroffene Maßnahmen richtig seien, diese müssten aber noch verstärkt werden. "Am Ende der Volksschule muss jeder Schüler Lesen, Schreiben und Rechnen können. Die Basis dafür ist aber die Sprachkompetenz." Die für die Pflichtschulen zuständige Landesinspektorin Karin Engstler sagte in Bezug auf das Abschneiden der Volksschüler in Mathematik, dass in den vergangenen Jahren der Fokus stark auf das Lesen gelegt worden sei. Man werde in der Fortbildung der Lehrer auch ganz stark in den Bereich Mathematik hineingehen müssen. Man befinde sich in einem Prozess, der Jahre dauern werde.
Die steirische Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner (ÖVP) will die Ergebnisse (Durchschnitt in Mathe, Vorletzer in Englisch) "ernst nehmen". Nach einer differenzierte Analyse sollen gezielt auf den jeweiligen Schulstandorte abgestimmt und auch in der Lehreraus- und -weiterbildung Maßnahmen ergriffen werden (APA/red, Bild APA).