"Ganz schön intim": Sexualbroschüre sorgt für erregte Gemüter

28. November 2012 - 15:47

Das Thema Sexualerziehung und Schule erregt wieder die Gemüter: ÖVP, FPÖ und katholische Familienexperten sehen durch die für den Unterricht von Sechs- bis Zwölfjährigen konzipierte Broschüre "Ganz schön intim" die klassische Familie in Frage gestellt. In einer parlamentarischen Anfrage an Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) ortet ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon eine "Diskreditierung der sogenannten 'Kernfamilie'", sein FP-Pendant Walter Rosenkranz nimmt daran Anstoß, dass "'lesbisch', 'schwul', 'hetero' und 'trans' als vollkommen gleichwertig dargestellt (...)" werden. Schmied plädierte für eine "offene Gesellschaft", will die Broschüre aber nochmals prüfen lassen.

Hauptkritikpunkt ist folgende Passage: "In jeder Klasse/Gruppe sitzen Kinder, die in unterschiedlichsten Lebensformen verortet sind. Trotz vieler Bearbeitungen von Schulbüchern und sonstigen Medien, die auf die Diversitäten der Lebensformen von jungen Menschen reagieren, hält sich das Bild der klassischen Mutter-Vater-Kind-Familie als anzustrebendes Ideal hartnäckig, ungeachtet der Tatsache, dass knapp die Hälfte aller Kinder in Österreich in anderen Verhältnissen leben. Wir möchten also verschiedene Lebens- und Beziehungsformen gleichberechtigt nebeneinander und zur Diskussion stellen...." Außerdem kritisieren ÖVP und FPÖ, dass Leihmutterschaft und Samendatenbanken trotz des gesetzlichen Verbots in Österreich als mögliche Optionen dargestellt würden.

Unterrichtspakete für Lehrer

Die vom Verein "Selbstlaut" erarbeitete Broschüre richtet sich primär an Lehrer. Sie entscheiden, welche Übungen oder Unterrichtspakete für welche Schüler geeignet sind. Unter anderem wird das Thema Intersexualität vermittelt, in einer Übung können Kinder aus Papier und diversen Materialien Geschlechtsorgane basteln und aufkleben.

Der Direktor des katholischen Instituts für Ehe und Familie, Günter Danhel, will laut Kathpress die Verwendung der Broschüre stoppen und unter Einbeziehung von Eltern neu aufsetzen. Er ortet auch "teils problematisches Bildmaterial" und "zu Recht von vielen als abstoßend erlebte sprachliche Ausdrücke.

Das BZÖ ist auf den Anfragen-Zug aufgesprungen und hält es für "nicht angebracht, solche Unterrichtsmaterialien für Kinder in diesem Alter zu verteilen", meinte Bildungssprecherin Ursula Haubner. Begrüßt wird die Broschüre hingegen von den Grünen. "Die Aufregung von ÖVP und FPÖ über die Sexualerziehungsbroschüre 'Ganz schön intim' war regelrecht vorprogrammiert: Sexualerziehung war Konservativen und Rechten seit jeher suspekt", so Bildungssprecher Harald Walser (APA/red, Bild APA).

tutor18

Studium.at Logo

© 2010-2021  Hörsaal Advertainment GmbH

Kontakt - Werbung & Mediadaten - Datenschutz - Impressum

Studium.at versichert, sämtliche Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und aufbereitet zu haben.
Für etwaige Fehlinformationen übernimmt Studium.at jedenfalls keine Haftung.