Studierende trotz mehr Arbeit weniger Budget

15. September 2012 - 13:43

Der Zeitaufwand der Studenten für Erwerbstätigkeit ist in den vergangenen Jahren gestiegen, ihr Budget aber real gesunken. Das zeigt die am 14. September präsentierte "Studierenden-Sozialerhebung 2011". Demnach ist der Anteil der während des Semesters erwerbstätigen Studenten zwischen 2006 und 2011 von 58 auf 63 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum wuchs deren wöchentlicher Zeitaufwand für den Job von durchschnittlich 19,1 auf 19,8 Stunden. Das monatliche Einkommen der Studenten ist dagegen gesunken.

47 Prozent der Studenten arbeiten während des ganzen Semesters (2006: 40 Prozent), 16 Prozent gelegentlich (2006: 18 Prozent), 37 Prozent gehen keiner Erwerbstätigkeit nach (2006: 42 Prozent). Am seltensten sind Medizin- und Veterinärmedizin-Studenten erwerbstätig, am häufigsten Kunststudenten bzw. Studierende in individuellen Studien.

2011 verfügte der Durchschnitts-Student über ein Budget von monatlich 1.004 Euro (Frauen: 970 Euro, Männer 1.050 Euro). Davon stammen 419 Euro aus Erwerbstätigkeit, 244 Euro kommen von der Familie, 140 aus Naturalleistungen, 77 aus Studienförderung und 124 aus sonstigen Quellen (z.B. Waisenpension, Wohnbeihilfe, Unterhaltszahlungen, Kapitalerträge, Kinderbetreuungsgeld). Das entspricht einem realen Minus von zwei Prozent gegenüber der letzten direkt vergleichbaren Erhebung 2009 (968 Euro). Der methodisch etwas anders erhobene und daher nicht direkt vergleichbare Wert für 2006 betrug 1.018 Euro.

Ausgaben gestiegen

Demgegenüber sind die Ausgaben der Studenten seit 2009 um drei Prozent auf monatlich 930 Euro gestiegen. Überdurchschnittlich stark angewachsen sind die Kosten für Wohnen (plus neun Prozent) und für Ernährung (plus fünf Prozent). 29 Prozent der Studenten gaben an, sehr starke (zehn Prozent) bzw. starke (19 Prozent) finanzielle Schwierigkeiten zu haben.

Die Studierenden-Sozialerhebung ist eine vom Wissenschaftsministerium beauftragte, seit den 1970er Jahren ca. alle zwei bis drei Jahre stattfindende Umfrage unter Studierenden in Österreich. Durchgeführt wird sie vom Institut für Höhere Studien (IHS). Die heurige Ausgabe beruht auf statistischen Daten und einer Online-Umfrage unter 44.000 Studenten von Unis, Fachhochschulen (FH) und Pädagogischen Hochschulen (PH).

ÖH sieht "schockierende" Ergebnisse


Die stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), Angelika Gruber (Verband Sozialistischer StudentInnen/VSStÖ), sieht durch die Erhebung "ganz klar belegt, dass die soziale Lage der Studierenden nicht ganz so rosig ist wie man es sich wünschen würde". "Schockierend" sei etwa, dass nur 15 Prozent der Studenten Studienbeihilfe erhalten, so Gruber bei einer Pressekonferenz. Es sei auch nur schwer vorstellbar, dass man mit der Höchststudienbeihilfe von 674 Euro pro Monat - die außerdem nur ein Prozent der Studenten erhielten - auskommen könne, geschweige denn mit der durchschnittlich ausbezahlten Beihilfe von 272 Euro monatlich.

Gruber forderte außerdem ein Grundstipendium für alle Studenten unabhängig vom Elterneinkommen, eine regelmäßige Inflationsanpassung der Beihilfen sowie einen Ausbau der Sachleistungen wie etwa durch den Bau neuer Studentenheime. Außerdem plädierte sie für die Einführung eines Teilzeitstudiums und die Möglichkeit, direkt bei der Inskription auch einen Antrag auf Studienbeihilfe zu stellen. Auch Studienautor Martin Unger vom Institut für Höhere Studien (IHS) hielt am Rande der Pressekonferenz eine Valorisierung der Beihilfen für überfällig, außerdem müsse man auch die Altersgrenzen für die Förderungen überdenken.

Töchterle sieht positive Resultate


Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (V) sah durchaus auch positive Resultate der Erhebung: Einerseits gebe es wesentlich mehr Studierende, mehr internationale Studierende sowie mehr Studenten, die etwa über Berechtigungs- oder Externistenprüfungen den Zugang an die Hochschulen schaffen. "Schatten" würden allerdings die sehr lange Verweildauer an den Unis sowie die "verbesserungsfähige" soziale Durchmischung werfen. In diesem Zusammenhang setzt er auf einen Ausbau der Fachhochschulen (FH), wo der Zugang egalitärer ist. Für einen Ausbau der Studienförderung werde er "das Mögliche tun". Dies sei allerdings abhängig vom Budget. Erneut bedauerte Töchterle, dass sein Vorschlag eines Ausbaus der Beihilfen im Gegenzug zur Einführung von Studiengebühren von der SPÖ abgelehnt worden sei.

Den Rückgang der Anträge auf Studienbeihilfe in den vergangenen Jahren erklärte der Leiter der Studienbeihilfebehörde, Gottfried Schlöglhofer, hauptsächlich mit dem weitgehenden Entfall der Studiengebühren. Damit sei ein Anreiz verlorengegangen, sich um eine Förderung zu bemühen, da die Beihilfenbezieher von den Gebühren befreit waren. Nach seiner Schätzung stellen derzeit rund zehn Prozent der eigentlich Berechtigten keinen Antrag (APA/red, Bild APA).

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