160 Seiten Denkanstöße auf den Punkt gebracht

5. April 2012 - 16:17

Die ÖH hat am Mittwoch ihre Antwort auf den Hochschulplan des Wissenschaftsministeriums vorgestellt. Unter dem Titel "Forum Hochschule" tummlen sich etwa 160 Denkanstöße, die die"aktuelle prekäre Lage an den Hochschulen" verbessern soll.



Dies sind die zentralen Forderungen der ÖH auf den Punkt gebracht:

HOCHSCHULGOVERNANCE: Anstelle der Unterteilung in Unis, Fachhochschulen (FH) sowie Pädagogischen Hochschulen (PH) wird ein einheitlicher Hochschulsektor gefordert. Darin soll die "derzeitige Vielfalt an Lehre und Forschung" beibehalten werden.

AUTONOMIE: Die derzeit "vergleichsweise kleine Gruppe an ProfessorInnen" soll künftig nicht mehr Mitbestimmungsrecht haben als andere wissenschaftliche Mitarbeiter oder Studenten. Mit dem Einsatz "gleichberechtigt besetzter und transparent arbeitender Hochschulgremien" soll Mitbestimmung von Studenten und Lehrenden in allen Bereichen ermöglicht werden. Die ÖH soll in der jetzigen Form bestehenbleiben, ihre Bundesvertretung aber direkt gewählt werden. Hochschulen müssen zudem "aus der Position der Bittstellerinnen gegenüber dem Wissenschaftsministerium befreit werden".

HOCHSCHULORGANISATION: Das Papier sieht ein "Faculty-Modell" vor, bei dem Hierarchien unter wissenschaftlichen Mitarbeitern abgebaut werden. Lehre und Forschung sollen dabei nicht weiter organisatorisch getrennt sein; unbefristete Stellen gelten als Regelanstellungsverhältnis. Anstelle der Habilitation sollen sich Wissenschafter noch während bzw. nach der Promotion im Department etablieren können, wobei sie auch schrittweise die Befugnis zu lehren bekommen sollen.

FRAUENFÖRDERUNG: Neben besseren Arbeitsbedingungen für Jungwissenschafterinnen fordert die ÖH verpflichtende Gender-Pflichtlehrveranstaltungen in allen Studienrichtungen, eine 50-Prozent-Frauenquote in sämtlichen Uni-Gremien sowie "Gender Budgeting" bei der Uni-Finanzierung.

LEHRE: Niedrigere Teilnehmerzahl, umfassende Evaluierung, Leistungs-Feedback, Teamteaching sowie eine verpflichtende didaktische Ausbildung von Lehrenden wünschen sich die Studentenvertreter künftig im Bereich der Lehre. Maximal 300 Studenten soll es in Vorlesungen geben, 25 bei prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen und 15 bei anwendungsorientierten prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen. Wird die Zahl überschritten, muss es Parallellehrveranstaltungen geben. Studenten sollen bei Gestaltung und Abschluss von Lehrveranstaltungen mehr mitreden dürfen. Bei der Leistungsbeurteilung fordert die ÖH die Abschaffung von Multiple und Single Choice Tests ebenso wie von Notengebung. Lehrveranstaltungen sollen nur noch mit der Beurteilung "Bestanden" oder "Nicht bestanden" abgeschlossen werden.

STUDIENSTRUKTUR: Um Verzögerungen im Studium zu vermeiden, fordert die ÖH flexiblere Studienpläne ohne jegliche Voraussetzungsketten. Damit soll künftig keine Lehrveranstaltung oder Prüfung mehr absolviert werden müssen, um danach eine andere belegen zu können. Freie Wahlfächer sollten mindestens ein Sechstel des Studienausmaßes ausmachen. Eine einsemestrige Orientierungsphase soll die Studieneingangs- und Orientierungsphase (StEOP) ersetzen. Die ordentliche Inskription folgt erst ab dem zweiten Semester.

SOZIALE ABSICHERUNG: Ein Grundstipendium "mit flexiblen Anspruchsregelungen und flexibler Höhe" für alle Studenten soll Familienbeihilfe und Studienförderung in ihrer jetzigen Form ersetzen. Zusätzlich sollen Sachleistungen u.a. in den Bereichen Wohnheime, Mobilität, Kinderbetreuungseinrichtungen und Beratung ausgebaut, internationale Studenten gleichgestellt und der Status "Teilzeitstudierender" eingeführt werden. Dieser kann freiwillig und ohne Angabe eines Grundes - auch semesterweise - angenommen werden und verdoppelt die zulässige Studiendauer bzw. halbiert die nötigen Leistungserfordernisse pro Semester.

HOCHSCHULFINANZIERUNG: Die Mittelverteilung soll über drei Säulen erfolgen: "Infrastruktur Budget", "Basisfinanzierung Lehre und Forschung" sowie "Indikatorbasierte Zusatzfinanzierung". "Kern des Modells" ist für die ÖH die zweite Säule, damit würden die hochschulischen Leistungen in der Lehre sowie ein Großteil der Forschungsleistung abgedeckt. Insgesamt drei Prozent des Gesamtbudgets soll die Zusatzfinanzierung ausmachen, über die Hochschulen "beim Erreichen politisch vorgegebener Ziele" zusätzliche Mittel erhalten können.

UNI-ZUGANG: Die ÖH spricht sich in ihrem Papier "bedingungslos für die Öffnung der Hochschulen und möglichst breite Bildungspartizipation aus" - und damit gegen Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren. Die Kürzung von Studienplätzen würde im groben Widerspruch zu den genannten Zielen wie mehr Studienanfängern und Akademikern in der Gesamtbevölkerung stehen. Stattdessen müsse das Ministerium den Ausbau des Hochschulsektors finanzieren. (APA/red, Bild:APA)

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