Die ÖH ortet bei der Wiedereinführung der Studiengengebühren viel Unwissen bei der Politik

14. Dezember 2011 - 12:16

Vize-Chef Schott warnt vor zahlreichen Risiken bei australischem Modell - ÖH arbeitet an europäischem Projekt zur Bewertung des Hochschulfinanzierungssysteme mit

In der aktuellen Diskussion über eine mögliche Wiedereinführung der Studiengebühren für alle Studenten ortet die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) viel Unwissen bei der Politik. Die SPÖ, die sich nach jahrelanger Ablehnung von Gebühren zuletzt zu einer Debatte bereiterklärt hat, mache Vorschläge etwa für ein Kreditsystem, ohne die Details oder die Auswirkungen eines solchen Modells auf die Studenten zu kennen, kritisierte ÖH-Vizechef Martin Schott (Fachschaftslisten, FLÖ) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

So berge das von Kanzler Werner Faymann (S) in Erwägung gezogene australische Modell zahlreiche Risiken. Bei bis zu 6.500 Euro Gebühren pro Jahr starte ein Student bei zehn Semestern Mindeststudiendauer mit einem "Schuldenberg" von 32.500 Euro ins Berufsleben. Dass sich durch bestimmte Lebensumstände wie Berufstätigkeit, Familie oder Nebenjob das Studium verlängert, "klammert das System vollkommen aus", so Schott. Männer brauchen in Australien durchschnittlich 17 Jahre zur Rückzahlung, Frauen seien wegen der durchschnittlich geringeren Einkommen benachteiligt und bräuchten sogar 51 Jahre.

Besonders ärgerlich ist für Schott angesichts der "krassen Unterfinanzierung der Hochschulen", dass mit den Studiengebühren über "ein Prestigeprojekt der ÖVP" statt über die Anhebung der Finanzierung des tertiären Sektors auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) diskutiert werde. Die Debatte der Politik über die Uni-Finanzierung laufe in Österreich unkoordiniert und chaotisch ab, so ÖH-Vertreterin Tinja Zerzer. "Es könnte eine Verwirrungstaktik sein, ich glaube aber, sie sind selber verwirrt."

Zerzer ist in der ÖH für das von der EU mitfinanzierte Projekt FINST (Financing the Student's Future) zuständig, bei dem gemeinsam mit Studentenvertretungen aus Großbritannien, Estland, der European Students Union und dem deutschen Hochschulinformationssystem (HIS) die verschiedenen Hochschulfinanzierungsmodelle in Europa verglichen und deren Auswirkungen auf Studenten untersucht werden. Erste Ergebnisse zeigen im Detail immense Unterschiede zwischen den verschiedenen Staaten. Diese versuchen laut Zerzer allerdings "auf komplexe und unterschiedliche Probleme mit ähnlichen, einfachen, aber nicht unbedingt zufriedenstellenden Lösungen" zu reagieren.

Am Ende von FINST soll ein Werkzeug stehen, mit dem die Studentenvertreter das Hochschulfinanzierungssystem ihres Landes beurteilen und der Politik darauf basierend Verbesserungsvorschläge machen können. Die ÖH will Anfang kommenden Jahres erste Eckpunkte eines Hochschulfinanzierungsmodells für Österreich vorlegen. Dieses wird derzeit gemeinsam mit mit Experten im Rahmen des "Forum Hochschule" erarbeitet.

(APA/red, Bild APA)

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