Maturareise in den Norden Zyperns: Hotel neben einer militärischen Sperrzone

25. Oktober 2011 - 12:52

Schülerunion: Keine diplomatische Vertretung, Munitionsdepot hinter dem Hotel

Gerade stehen die beiden großen Anbieter von Maturareisen wegen aggressiver Alkohol-Werbung unter Beschuss, da gerät einer der Veranstalter auch noch wegen des Reiseziels in die Kritik: Die Schülerunion und die Bundesschülervertretung machen sich Sorgen, weil das Event-Unternehmen DocLX im Rahmen ihres X-Jam mit dem Reiseveranstalter Ruefa tausende Maturanten in den Norden Zyperns bringen will.

Seit 1974 ist die Insel in die Republik Zypern im Süden und die nur von der Türkei anerkannte sogenannte Republik Nordzypern geteilt. Die beiden Landesteile trennt eine unter UNO-Schutz stehende Pufferzone. "Die direkte Einreise von Österreich in den besetzten Norden ist illegal, es gibt dort keine diplomatische Vertretung. Hinter dem Reisehotel befindet sich ein Munitionsdepot. Von all dem wissen die Schüler aber nichts, weil X-Jam diese Informationen zurückhält", kritisierte der Bundesobmann der Schülerunion, Jim Lefebre.

Die Schülervertreter beziehen sich bei ihren Warnungen auf das Außenministerium in Wien. Die zypriotische Regierung betrachte die Nutzung der Flughäfen im Norden der Insel, wie jenen von Ercan, den die Teilnehmer der Maturareise anfliegen, grundsätzlich als illegale Einreise und behält sich das Recht vor, diese zu bestrafen. Selbst in Notfällen könne dieser Flughafen nicht legal angeflogen werden. Es müsste der weit entfernte Airport Larnaca im Süden benutzt werden. Wegen der illegalen Einreise und der rechtlichen Situation sei ein Krankentransport dorthin nur schwer möglich.

Die Möglichkeiten der österreichischen Botschaft für diplomatische Hilfeleistung seien in Nordzypern sehr eingeschränkt. Offizielle Kontakte mit den Behörden im Norden gebe es nicht. "Bereits simple Probleme wie der Verlust eines Reisepasses können zu gravierenden Schwierigkeiten führen", betonte Lefebre. "In der Mehrzahl der Fälle wird es erforderlich sein, die geografisch entfernten Vertretungsbehörden in Ankara bzw. Istanbul zur Hilfeleistung in Anspruch zu nehmen", informiert das Außenministerium auf seiner Homepage. "Eine allfällige Hilfeleistung wird außerdem auch dadurch erschwert, dass telefonische Verbindungen zwischen der Republik Zypern und dem nicht regierungskontrollierten Norden nur eingeschränkt funktionieren (z. B. vor allem Handys)."

Das Hotel "Acapulco Beach Club and Resort", in dem die Maturanten untergebracht seien, befindet sich laut Schülerunion neben einer militärischen Sperrzone. Das Hotel liege direkt vor einem der größten Munitionsdepots in den besetzten Gebieten, bestätige auch die Botschaft der Republik Zypern. Fotografieren sei dort verboten und strafbar.

Das Event-Unternehmen hat über eine PR-Agentur eine Stellungnahme angekündigt.

(APA/red)

tutor18

Studium.at Logo

© 2010-2021  Hörsaal Advertainment GmbH

Kontakt - Werbung & Mediadaten - Datenschutz - Impressum

Studium.at versichert, sämtliche Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und aufbereitet zu haben.
Für etwaige Fehlinformationen übernimmt Studium.at jedenfalls keine Haftung.