Lerncoaches brauchen ordentliche Ausbildung

21. Juli 2011 - 15:20

Dass im Rahmen der Modularen Oberstufe Hochbegabte ganze Semester vorziehen können, wird bei "Mensa Österreich", einem Verein für "hochintelligente Menschen", positiv aufgenommen. Das Überspringen allein sei aber zu wenig, betont die im Verein für Intelligenzforschung Verantwortliche, Renate Birgmayer. Wie für schwache Schüler müsse es auch für Hochbegabte unbedingt Lerncoaches geben, denn gerade diese würden oft auch an Teilleistungsschwächen wie Legasthenie leiden. Gleichzeitig kritisiert sie den Plan der Regierung, dass prinzipiell jeder Lehrer als Lerncoach eingesetzt werden kann. "Einen Lehrer einfach herzunehmen und zum Lerncoach zu erklären, bringt sehr wenig - für welchen Schüler auch immer", warnt sie gegenüber der APA.

"Lerncoaches brauchen eine ordentliche Ausbildung, wo systematisches Denken und Kommunikation den Schwerpunkt bilden", betont Birgmayer, die selbst als Lehrerin arbeitet und das auf Lernen und Fortbildung spezialisierte Institut "Thinkpäd" leitet, wo sie auch Lernbegleiter ausbildet. In den Erläuterungen zum Gesetzesentwurf, dessen verlängerte Begutachtungsfrist noch bis 6. September läuft, heißt es hingegen zur Qualifikation von Lerncoaches: "Es kommen für diese Funktion grundsätzlich alle Lehrer der Schule in Betracht, wenngleich die Fachkunde, eine spezielle Weiterbildung in der Didaktik der Lernbegleitung und ein hohes Maß an pädagogischer Kompetenz im Umgang mit lernschwachen Schülern von besonderer Bedeutung sind."

Lerncoaches sollen laut Gesetzesentwurf vom Schulleiter "mit der individuellen Begleitung und Unterstützung des Lernprozesses von Schülern" betraut werden. Aufgabe der Lerncoaches ist es unter anderem, die Schüler zu motivieren und ihnen Selbstorganisation und Lernstrategien beizubringen. Ob sie auch Hochbegabte beraten werden, ist laut Unterrichtsministerium noch "abhängig von den finanziellen Möglichkeiten". "Wenn Lerncoaches nur für schwache Schüler kommen, geht das wieder am Ziel vorbei. Sie sind dann nur eine Art besserer Nachhilfelehrer", betont hingegen Birgmayer.

Denn gerade bei Hochbegabten sei die Lerntechnik ein "heikler Punkt", bei dem sie Unterstützung benötigen würden. Sie würden sich sehr leicht tun und seien somit nicht zu einer Arbeitshaltung gezwungen. "Manche entwickeln auch eine Konzentrationsschwäche, weil nichts für sie Neues vorkommt." Die Folge: Sie erkennen nicht, was und wie sie lernen müssen. Da viele Hochbegabte außerdem im Unterricht nicht aufpassen, entwickeln sie zudem eigene Systeme, etwa für Rechenwege. "Damit kommen sie irgendwie durch, aber irgendwann kracht's."

Dieses Problem der Koppelung von Hochbegabung und Teilleistungsschwächen bzw. dem Fehlen von Lerntechnik werde allerdings noch viel zu wenig erkannt, so Birgmayer. "Es kommt zu vielen Fehlzuschreibungen, etwa indem den Kindern mangelnder Wille vorgeworfen wird." Es herrsche der Irrglaube vor, dass hochbegabte Schüler aufgrund ihrer Intelligenz hervorragende Noten haben, und zwar in allen Fächern. "Da passiert noch immer sehr viel Ungerechtigkeit." (APA/red)

tutor18

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