Freiwilliges Sozialjahr und Freiwilligenheer hoch im Kurs

15. Juli 2011 - 8:29

Burgstaller: Studie zeigt hohe Bereitschaft von Schülern und Lehrlingen für freiwilliges soziales Jahr und Freiwilligenheer

Salzburgs Jugendliche zeigen eine hohe Bereitschaft bei Abschaffung der Wehrpflicht gegen eine entsprechende Abgeltung ein freiwilliges Sozialjahr zu absolvieren bzw. in einem Freiwilligenheer zu dienen. Bei den Schülerinnen und Schülern ist die Bereitschaft mit 63 Prozent dieser Personengruppe noch etwas höher als bei den Lehrlingen mit 49 Prozent. Auch von den derzeit bereits aktiven Zivildienern hätten sich aus heutiger Sicht 57 Prozent für ein freiwilliges Sozialjahr gemeldet. Bei den Präsenzdienern liegt dieser Anteil mit rund 20 Prozent erwartungsgemäß deutlich darunter. Auch für ein Freiwilligenheer ist der Anteil an Jugendlichen, der für eine sechsmonatige Grundausbildung zur Verfügung stehen würde, als hoch zu bezeichnen. 51 Prozent der Lehrlinge, 41 Prozent der Schüler/innen, 35 Prozent der Präsenzdiener und 18 Prozent der Zivildiener wären dazu bereit. Das geht aus einer Studie des Landesstatistischen Dienstes hervor, die Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller gemeinsam mit dem interimistischen Leiter der Landesstatistik Dr. Gernot Filipp heute, Donnerstag, 14. Juli, in einem Informationsgespräch im Chiemseehof präsentierte.

"Die vorliegende Befragung liefert ein interessantes Stimmungsbild der Jugendlichen, also der von einer möglichen Reform der Wehrpflicht direkt Betroffenen", erklärte Landeshauptfrau Burgstaller. "Bei vielen Anlässen haben Schüler, Präsenzdiener und Zivildiener den Wunsch geäußert, in dieser wichtigen Frage ?gehört? zu werden. Diesem Anliegen ist das Land Salzburg mit der Befragung nachgekommen", so Burgstaller weiter.

"Die Ergebnisse der Befragung sind natürlich in keiner Weise für die anstehenden Entscheidungen bindend. Ich sehe die Studie vielmehr als Unterstützung und als einen konstruktiven Beitrag zur aktuellen Reformdebatte. In diesem Sinn haben wir die Studie auch bereits dem Bundesministerium für Landesverteidigung zur Verfügung gestellt", ergänzte die Landeshauptfrau. Einmal mehr plädierte Burgstaller dafür, den "zeitlichen Spielraum" zu nutzen und "in die Diskussion über die Aussetzung der Wehrpflicht auch Modelle und Erfahrungen aus anderen Ländern einzubeziehen."

Für die Studie "Freiwilligenheer und freiwilliges soziales Jahr" wurden im April dieses Jahres mehr als 6.700 Fragebögen an Jugendliche im Alter zwischen 16 und 19 Jahren und an Präsenz- und Zivildiener ausgegeben, wobei mehr als 80 Prozent einen Fragebogen retourniert haben und somit rund 5.400 Fragebögen für die Auswertung zur Verfügung standen. Ziel der Befragung war es, die Einstellung der Salzburger Jugendlichen zur geplanten Heeresreform und der in diesem Zusammenhang diskutierten Abschaffung der Wehrpflicht zu erheben sowie deren Bereitschaft, gegen entsprechende Bezahlung in einem Freiwilligenheer zu dienen oder ein freiwilliges Sozialjahr zu leisten. Aber auch die Meinung jener Präsenz- und Zivildiener, die derzeit aktiv ihren Dienst verrichten, über eine Veränderung des derzeitigen Systems und deren (fiktive) Bereitschaft, freiwillig im Heer oder im Sozialdienst tätig zu sein, war von Interesse.

Um die Gruppe der 16- bis 19-Jährigen möglichst gut zu erfassen, wurden einerseits Schüler/innen der allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS), berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) und berufsbildenden höheren Schulen (BHS) inklusive der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP) der elften bis dreizehnten Schulstufe und andererseits Lehrlinge vom zweiten bis vierten Lehrjahr befragt. Auch die Zivildiener wurden durch eine Stichprobenbefragung erfasst. Bei den Präsenzdienern konnte aufgrund der strukturellen Gegebenheiten eine Vollerhebung durchgeführt werden. Die Befragung wurde schließlich im April dieses Jahres mit Hilfe der Schulen, des Heereskommandos und der Zivildienstorganisationen durchgeführt. Gemessen an der Zahl der ausgeteilten Fragebögen betrug die Rücklaufquote bei den Schüler/innen 81 Prozent, bei den Lehrlingen 80 Prozent, bei den Zivildienern 56 Prozent und bei den Präsenzdienern 89 Prozent.

Studienergebnisse im Detail

Vergleicht man die Einstellung der vier befragten Gruppen zum Freiwilligenheer, zum freiwilligen Sozialjahr und zur allgemeinen Wehrpflicht, stellt sich heraus: Die Bereitschaft in einem Freiwilligenheer zu dienen bzw. zumindest eine sechsmonatige Grundausbildung zu absolvieren, ist bei den Schüler/innen und Lehrlingen sehr viel höher als bei den Zivil-, aber auch den Präsenzdienern. So wären 51 Prozent der Lehrlinge, 41 Prozent der Schüler/innen, aber nur 18 Prozent der Zivildiener und 35 Prozent der Präsenzdiener zu so einer freiwilligen Ausbildung bereit.

Auch das Interesse an einem freiwilligen Sozialjahr ist bei den Schüler/innen mit 63 Prozent und bei den Lehrlingen mit rund 49 Prozent deutlich höher als bei den Präsenzdienern (rund 20 Prozent). Allerdings wären auch 57 Prozent der derzeit aktiven Zivildiener bereit gewesen, bei Freiwilligkeit ein Sozialjahr zu leisten.

Über die Gründe für die hohen Zustimmungsraten zu einem Freiwilligenheer und zu einem freiwilligen sozialen Jahr bei den Schüler/innen und Lehrlingen ließen sich nur Vermutungen anstellen, heißt es in der Studie. Der monetäre Aspekt sei sicher für einige Jugendliche ein Anreiz, für eine freiwillige, aber doch gut bezahlte Tätigkeit zur Verfügung zu stehen. Schließlich sollte man bei der Beurteilung der Ergebnisse noch in Betracht ziehen, dass die Befragung keinen bindenden Charakter für die Jugendlichen hatte, und die geäußerte Meinung zunächst als eine Art "Absichtserklärung" zu verstehen ist. Ob sich die Jugendlichen dann auch tatsächlich zu einem Freiwilligenjahr melden, könne daraus nicht mit Sicherheit abgeleitet werden. Trotzdem könne man davon ausgehen, dass eine große Zahl an Jugendlichen bei entsprechender Bezahlung sowohl für eine freiwillige Tätigkeit beim Heer als auch für ein Sozialjahr zur Verfügung stehen würde, heißt es weiter.

Schüler/innen lehnen allgemeine Wehrpflicht mehrheitlich ab

Die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht wird nur von den Schüler/innen mehrheitlich (53 Prozent) abgelehnt, bei den Lehrlingen gibt es eine Patt-Situation und bei Zivil- und Präsenzdienern spricht sich eine deutliche Mehrheit (62 bzw. 72 Prozent) für die Beibehaltung der derzeitigen Regelung aus. Anders ausgedrückt: Jugendliche, die ihren Präsenz- oder Zivildienst noch vor sich haben, sind deutlich skeptischer gegenüber der Beibehaltung der Wehrpflicht eingestellt als Jugendliche, die ihren Dienst gerade ableisten und die von einer künftigen Änderung des Systems nicht mehr persönlich betroffen wären.

Fasst man die Ergebnisse der Gruppe der Schüler/innen und der Lehrlinge zusammen, so erhält man damit im Grunde eine Aussage über die Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren insgesamt, heißt es in der Studie weiter. So ergeben sich ein Anteil der freiwilligen Teilnahme an einem Berufsheer von 46 Prozent und ein Anteil der Leistung eines freiwilligen Sozialjahres von 56 Prozent. Bei der Entscheidung pro oder contra Wehrpflicht gibt es eine knappe Mehrheit von 52 Prozent für die Änderung der derzeitigen Regelung.

Mädchen mehr zu Sozialdienst bereit

Eine Betrachtung der Ergebnisse nach verschiedenen gesellschaftlichen Merkmalen bringt ebenfalls interessante Erkenntnisse: Das Geschlecht der befragten Jugendlichen ist dabei das Merkmal mit den stärksten Abweichungen. Bei den Schülerinnen ist einerseits die Bereitschaft höher, freiwillig Sozialdienst zu leisten (71 gegenüber 52 Prozent bei den Schülern) und es gibt einen beträchtlichen Anteil von Schülerinnen, die freiwillig eine sechsmonatige Grundausbildung beim Heer absolvieren würde (29 versus 57 Prozent). Andererseits ist bei den Schülerinnen auch die Befürwortung der Beibehaltung der Wehrpflicht in der jetzigen Form deutlich höher als bei den Schülern (58 versus 33 Prozent Zustimmung). Bei den Lehrlingen sind ähnliche geschlechtsspezifische Unterschiede festzustellen. Für das Alter, den Schultyp und auch die Staatsbürgerschaft ergeben sich hingegen nur relativ geringe Unterschiede, so das Fazit der Studienautoren.

Die Langfassung der Studie ist auf der Landes-Website als Pdf-Dokument unter www.salzburg.gv.at/statistik_daten_freiwilligenheer_soziales_jahr.pdf und als Kurzfassung unter www.salzburg.gv.at/statistik_daten_kf_freiwilligenheer_soziales_jahr verfügbar.

Quelle: Salzburger Landeskorrespondenz, 14.07.2011

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